Vom als Aristokrat des Instruments betitelten Henryk Szeryng werden Studioaufnahmen vorgelegt, die seine Sicht auf Beethoven, Franck, Ravel und Bach verdeutlichen. Das Preludio aus der dritten Partita von Bach wird nach den beiden Beethovensonaten aus einem Konzertmitschnitt mitgegeben.
Szering, der einen anmutigen, seidigen Ton und einen höflichen Diskurs auf der Bühne gegenüber Auffälligkeiten oder Provokationen bevorzugte, hatte im Grundsatz einen konservativen Geschmack, der auf Bach und Brahms fokussiert war. Sein Spielstil, bei Lehrern wie Carl Flesch und Jacques Thibaud erworben, verkörperte die Konvergenz mehrerer europäischer Aufführungstraditionen. In Paris wurde sein Ton glänzend und seine Phrasierungen verfeinert. Bisweilen wurde ein Mangel an Intensität aus seinem Spiel herausgehört. Doch gehören seine Versionen etwa der Frühlingssonate von Beethoven und von Ravels Tzigane auch heute noch zu gern vernommenen Beispielen seines Könnens. So finden sich auch diese beiden Kompositionen unter den eingespielten Stücken.
Ebenfalls immer noch maßstabgebend ist seine handwerkliche Präzision, gerade bei Bach. Wenn auch heute ein anderer Stil gepflegt wird, so lohnt sich die Auseinandersetzung mit ihm immer noch. Die Aufnahmen vom Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts bzw. zwanzig Jahre später beim Preludio sind jüngst aufgefrischt worden, so dass bezüglich dieser im Archiv gefundenen Aufnahmen für ein genussvolles Hören nichts im Wege stehen sollte.
Die ihn begleitenden Pianisten bieten ihm feine und sorgfältige Unterstützung an. Bei Marinus Flipse fällt gegenüber Günter Ludwig eine noch stärkere rhythmische Prägnanz auf.
Studio recordings by Henryk Szeryng, the so-called aristocrat of the instrument, are presented to illustrate his views on Beethoven, Franck, Ravel and Bach. The Preludio from Bach’s Third Partita is included after the two Beethoven sonatas from a concert recording.
Szering, who favored a graceful, silky tone and polite discourse on stage over showiness or provocation, had basically conservative tastes, focused on Bach and Brahms. His playing style, acquired from teachers such as Carl Flesch and Jacques Thibaud, embodied the convergence of several European performance traditions. In Paris, his tone became brilliant and his phrasing refined. At times, a lack of intensity was heard from his playing. Yet his versions of, say, Beethoven’s Spring Sonata and Ravel’s Tzigane are still among the most welcome examples of his skill today. These two compositions are also among the pieces recorded.
His technical precision, especially in Bach, is also still setting standards. Even if a different style is preferred today, it is still worthwhile to study him. The recordings from the beginning of the 60’s of the last century, respectively twenty years later with the Preludio, have recently been refreshed, so that with regard to these recordings found in the archives, nothing should stand in the way of an enjoyable listening.
The pianists accompanying him offer fine and careful support. With Marinus Flipse, an even stronger rhythmic conciseness is noticeable compared to Günter Ludwig.