Dass die Polin Grazyna Bacewicz (1909-1969) eine der interessantesten Komponistinnen des XX. Jahrhunderts ist, hat sich herumgesprochen, und von ihren Streichquartetten gibt es bereits einige Aufnahmen. Nach Acte Préalable startet Naxos nun schon die zweite Gesamtaufnahme.
Als Violinistin hatte Grazyna Bacewicz eine profunde Kenntnis der Streichinstrumente und komponierte daher auch Quartette, die die Ausdrucks- und Emotionsmöglichkeiten dieser Formation in höchstem Maße ausloten. Die auf dieser ersten CD vereinten Werke aus den Jahren 1939 bis 1965 zeugen alle vier von der kompositorischen Fantasie von Frau Bacewicz. Die Schülerin von Nadia Boulanger situiert sich mit ihrer Musik zwischen Neo-Romantik und Modernismus, wobei sie das Neoklassische ebenso streift wie den Expressionismus oder die Zwölftontechnik (z.B. im 6. Quartett). Man hat aber vor allem nie den Eindruck, sie rede um der Virtuosität oder der Wirkung willen, sie versuche Eindruck zu schinden, sondern sie komponiert wirklich, weil sie etwas zu sagen hat. Kurz gesagt: die Musik von Grazyna Bacewicz packt einen und lässt einen nicht los.
Das Sechste Quartett macht den Anfang. Der harsche, schlagkräftige erste Satz, unerbittlich gespielt von den Lutoslawskis, führt zu einem rhythmisch sehr variablen Vivo, das seinerseits in ein expressives Grave mündet, das wiederum einem erregten Finalsatz Platz macht. Nach so viel Hektik ist das volkslied-getränkte Erste Quartett von 1939 eine etwas leichtere Kost.
Das Dritte Quartett (1947) ist von einer stupenden Klangwirkung und hoch emotional dazu.
Das Siebte (und letzte) Quartett beschließt das Programm. Es ist gewiss das modernste der Reihe, aber auch das ausdrucksvollste. Und das ist ja das Wunderbare an Bacewiczs Musik: so modern sie auch klingen mag, man hat nie den Eindruck, sie sei rein intellektuell konzipiert und am Ende etwas rein Technisches. Nein, Bacewicz schreibt, soweit ich das anhand dieser und anderer CDs beurteilen kann, eine immer zuerst rhetorisch formulierte Musik.
Die vier Quartette werden vom ‘Lutoslawski Quartet’ sehr expressiv und mit äußerster Konzentration gespielt, sehr emotional auch und mit einer bemerkenswerten Hingabe. Die Balance ist optimal und der Klang der Aufnahme sehr direkt.
As a renowned violinist, Grazyna Bacewicz, had a profound knowledge of the string sonorities, and this certainly helped her in her seven mostly energetic string quartets with a constant rhetoric expression. The Lutoslawski Quartet’s committed performances are of superior quality.