Neben der Kunst der Fuge hat das ‘delian::quartett’ auf dieser CD das für das Ensemble verfasste Werk ‘Cantai un tempo (dopa una lettura di Monteverdi)’ aus dem vergangenen Jahr eingespielt. Der Komponist Stefano Pierini setzt sich darin in sechs Teilen mit der Frage auseinander, wie man die Musik früherer Tage, hier von Monteverdi, heute versteht oder hört und damit adaptiert. Dazu hat er drei Sätze instrumental besetzt und dort die originale Textur wie in einem Aquarell geglättet. In den anderen drei jeweils eingefügten Partien, in denen zum Quartett eine Sopranstimme tritt, wird dagegen die Kompositionslinie aufgefräst und nur der Gesang behält die Nähe zum Original.
Zur ‘Kunst der Fuge’ gibt der begleitende Text die bekannten Stichworte, auch dahin, dass Bach die Besetzung offen ließ und damit auch die Darstellung durch ein Streichquartett ein plausibles Szenario ist. So weit so gut. Dabei betonen die vier auch, dass natürlich nicht allein die schematische Umsetzung der diversen Fugengestaltungen, sondern ihre musikalische Durchdringung und Darstellung entscheidend sind. Da erscheint mir die Herangehensweise dieses Ensembles noch nicht reif und durchdacht genug. Die Musik treibt und drängt oft und zeichnet sich mitunter durch eine rhythmische Gleichförmigkeit aus. Dann aber werden andere Passagen mit unruhiger Hand überreizt.
Die neuen Darstellungen von Monteverdi aus der Hand von Pierini gelingen da überzeugender. Die Werke lassen Monteverdi noch ansatzweise heraushören, zeigen aber mehr eine eigene Handschrift des Komponisten. Das Quartett lässt sich intensiv und verständnisvoll auf die Musik ein und wird in drei Sätzen mit dem Gesang von Claudia Barainsky bereichert. Sie liefert mit kammermusikalischer Stimme und gutem Einfühlungsvermögen eine reizvolle farbliche Variante.