Johann Sebastian Bachs soziales Leben war nicht gerade konfliktfrei, aber er hatte seinen Biographen zufolge etliche gute Freunde, freilich keinen, der auf dieser CD aufgeführt ist. Die Liste liest sich wie ein ‘Who ist who?’ der zeitgenössischen Musik, und die junge Cellistin Estelle Revaz splittet die beiden Bach-Suiten BWV 1007 und 1009 auf, um deren einzelnen Sätzen jeweils ein modernes Stück gegenüberzustellen. Ob Johnny das gemocht hätte, ist schwer zu sagen, aber für den Hörer ist es allemal interessant.
Im Übrigen ist die Idee nicht neu: Edouard Ferlet hat es bei Alpha mit Jazz-Inserts versucht, und der Cellist Matt Haimovitz bei Pentatone ebenfalls mit zeitgenössischen Zutaten.
Estelle Revaz spielt ihr anspruchsvolles Programm auf sehr hohem technischem Niveau und mit einem lupenrein intonierten Klang. Revaz’ Phrasierungen sind extrem klar und die dynamischen Abstufungen ungemein raffiniert. Sie gestaltet die modernen Stücke sehr rhetorisch, sehr gestisch, und dazwischen tanzt Herr Bach seine Soli beschwingt und beherzt, so, als wolle er angesichts der Bedeutsamkeit der Musik aus dem XX. und XXI. Jahrhundert sagen: sehr ihr, so wie ich kann’s heute keiner mehr…
Die Suiten-Sätze und die anderen Kompositionen reihen sich aber mit einleuchtender Konsequenz aneinander und machen klar, worum es der Solistin im Aufbau ging.
Cellist Estelle Revaz inserts pieces from the 20th and the 21st century in Bach’s two Solo Suites BWV 1007 and 1009. Her performances are strongly characterized and she proves a masterly advocate of both the modern and the old music.
Ein Interview mit Estelle Revaz gibt es hier.