Dies ist für mich persönlich die enttäuschendste Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte, die ich kenne. Musikalisch ist an sich alles in Ordnung, ‘Concerto Copenhagen’ spielt erstaunlich gut und auch an den Soli ist nichts auszusetzen. Nur: Dirigent Lars Ulrik Mortensen unterstreicht den konzertanten Charakter der Werke so stark, dass es in meinen Ohren zu einer kompletten Überzeichnung von Bachs Musik kommt. Jedes Detail, jede Stimme scheint ein Einzelleben zu führen, was durch den Surround-Effekt noch verstärkt wird. Wie emsige Heinzelmännchen purzeln Stimmen und Noten, Rhythmen und Melodien durcheinander, ohne sich zu finden.
Eine logische Konsequenz, eine wirklich melodische Linie oder ein schlüssiges Interpretationskonzept kann ich nicht ausmachen. Man kann natürlich auch Mortensens detailverliebte Arbeit, die Bach gegen den Strich kämmt, mögen. Aber das haben andere, wie Harnoncourt oder Pinnock, weitaus besser gemacht. Natürlich, heute steht eine neue Garde an Vertretern der historischen Aufführungspraxis in den Startlöchern und auch die wollen sich beweisen. Aber erstens, das Rad kann leider nicht komplett neu erfunden werden und zweitens, man muss auch nicht alles gutheißen, was in diesem Bereich der Alten Musik gemacht wird. Und ich mag diese Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte mit ‘Concerto Copenhagen’ und Lars Ulrik Mortensen definitiv nicht!