Dmytro Choni

Die Samstagskonzerte beim ‘VP Bank Classic Festival’ im Grand Resort in Bad Ragaz waren der Kammermusik gewidmet und boten echte Höhepunkte, wie Remy Franck zu berichten weiß.

Die 1991 in Wien geborene Harfenistin Elisabeth Plank hatte ihr Recital als Hommage an ihre Heimatstadt Wien konzipiert. Schon in der einleitenden Fantasie op. 35 von Louis Spohr konnte sie ihre Gestaltungstalent unter Beweis stellen. Nicht nur die Dynamik, auch und vor allem die Kunst der Schattierung und der Beleuchtung, mit entsprechend matten oder brillanten Klängen sowie ein beeindruckendes Farbenarsenal erlaubten ihr ungeahnte Möglichkeiten der Diversifizierung. Das gab den ‘Illustrazioni dei Poeti Italiani’ von Elias Parish Alvars und den ‘Drei Liedern ohne Worte’ für Harfe von Franz Lachner ihre vorzüglich ausbalancierten Stimmungen.

 

Elisabeth Plank
(c) Andreas Domjanic

Mit weiteren Werken von Rossini und Parish Alvars sowie Nicolas Charles Bochsas Rondo über ‘Zitti, zitti’ aus Rossinis ‘Barbiere di Siviglia’ wusste die Künstlerin ihr Publikum zu faszinieren.

Mit einer fein ausgearbeiteten Interpretation der zweiten Violinsonate von Edvard Grieg warteten die Geigerin Diana Adamyan (Armenien) und die Pianistin Polina Sasko (Ukraine) im Abendkonzert auf. Gefallen tat insbesondere der sehr musikalisch angelegte Finalsatz der Sonate. Mit Fritz Kreislers ‘Marche miniature viennoise’, Antonio Joseph Bazzinis ‘Les Rondes des Lutins’ sowie ‘Krunk’ von Komitas Vardapet wussten die beiden Musikern Gefühle von Charme und Leidenschaft zu verströmen und mit Virtuosität zu glänzen.

Diana Adamyan & Polina Sasko (c)Andreas Domjanic

Der Höhepunkt des gestrigen Tags aber war das Recital des 25-jährigen ukrainischen Pianisten Dmytro Choni, der 2018 die Goldmedaille bei der ‘Paloma O’Shea Santander International Piano Competition’ in Spanien und im Januar 2019 die Goldmedaille beim Bösendorfer-Wettbewerb in den USA gewann.

Mit Franz Liszts ‘Sonetto 104 del Petrarca’ gelang Choni ein beeindruckender Warmstart. Klarheit des Spiels, Poesie, Leidenschaft, alles war vorhanden, um das kleine Stück groß werden zu lassen. Mit Rachmaninovs ‘Daisies’, ‘Lilacs’ und dem Presto aus den ‘Moments Musicaux’ spielte sich der junge Pianist aus dem zarten Traum in die hitzige Virtuosität, um anschließend problemlos den Farbwechsel ins Spanische zu vollziehen und mit einer feinfühligen Interpretation von ‘El Puerto’ aus ‘Iberia’ von Isaac Albeniz exakt die richtigen Stimmungen für dieses Stück zu treffen, mit subtilen Schattierungen, wunderbaren Lichteffekten und bezaubernden Pastelltönen.

Mit größter Leidenschaft stieg Choni dann in Liszts ‘Après une lecture du Dante’ ein, vor dem Klavier halbstehend, um das infernale Feuer zu entzünden. Der langsame Mittelteil brachte keine falsche Poesie, sondern eher das Ratlose der Ausweglosigkeit zum Ausdruck, ehe sich die Musik ins Positive wandte, Jubel versuchte und doch in das Reflektive zurückfiel, mit Glöckchenseligkeit fast ätherisch wurde, um dann ‘per aspera ad astra’ den Weg zum Jubelfinale zu finden, erfolglos letztendlich, wie die komplett zerbrochene Coda zeigte. Welch ein emotionaler Parcours! Selten habe ich diese Sonate so kohärent und im Ablauf so schlüssig gehört wie in dieser Interpretation von Dmytro Choni.

Dmytro Choni
(c) Andreas Domjanic

In einer Zugabe, Schuberts ‘Erlkönig’ in der Liszt-Transkription, gelang dem Pianisten ein pianistischer Schüttelfrost, bei dem man förmlich spüren konnte, wie das Kind in den Armen des Vaters fiebrig zitterte und dem hinterhältig säuselnden Teufel ausgeliefert war.

Dmytro Choni, wo immer Sie diesen Namen sehen, verpassen Sie ihn ja nicht!

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