Ein weiteres Konzert mit jungen Künstlern begeisterte gestern Nachmittag das Publikum im Bernhard-Simon-Saal des ‘Grand Resort’ in Bad Ragaz, im Rahmen des ‘VP Bank Classic Festival’. Remy Franck hat sich das Programm angehört.
Die 14-jährige Geigerin Clara Chen eröffnete das Konzert mit einer technisch feinen, aber insgesamt etwas zu zurückhaltenden Interpretation von Beethovens Violinromanze Nr. 2.
Am Klavier begleitet von Polina Sasko wirkte Clara Chen in ‘Introduktion und Rondo capriccioso’ von Camille Saint-Saëns viel freier in ihrem eleganten und charmanten Spiel.
Die Cellorhapsodie ‘Pampeana’ des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera beginnt mit einem Cellosolo, das der 15-jährige deutsche Cellist Philipp Schupelius mit höchster Intensität vortrug. Im Zusammenspiel mit Polina Sasko am Klavier blieb er auch im weiteren Verlauf des Stücks ein energetisch gestaltender Musiker, sowohl in der langsamen, nächtlichen Meditation als auch in den rasenden Tanzeinlagen. Schupelius ist ein Musiker, der sich mit der Musik komplett identifiziert und sie sich so einverleibt, dass sie mit komprimierter Energie aus ihm hervordringt.
Faszinierend war auch Schupelius’ Interpretation der Rossini-Variationen von Bohuslav Martinu, mit einer Mischung von Lässigkeit und zupackender, burschikoser Virtuosität. Da blieb keine Phrase unerfüllt, und das kongeniale Zusammenspiel mit Polina Sasko machte den Duocharakter der Musik wunderbar deutlich.
Der ebenfalls fünfzehnjährige Kroate Arsen Dalibaltayan spielte Rachmaninovs Zweite Klaviersonate in einer gut strukturierten Interpretation, die der Komposition das richtige Maß an heroisch-pathetischem Klang gab, ohne die Musik ihrer Eleganz zu berauben.
Arsen Dalibaltayan war auch der Pianist, zusammen mit Clara Chen und Philipp Schupelius, im Ersten Klaviertrio (Élégiaque) von Sergei Rachmaninov.
Das 1892 in knapp vier Tagen in Moskau komponierte Trio hat man sicherlich elegischer und trauriger gehört als in dieser Interpretation. Aber wenn die drei jungen Musiker das Potenzial dieser Komposition nicht ausschöpften, so konnte man dennoch an ihrem kraftvollen Spiel, das zudem von bestechender Transparenz war, Gefallen finden. Clara Chen spielte sehr intensiv, und ihr Geigenklang fand in dem klangvoll rhetorischen Cello von Schupelius ein sicheres Fundament.
Das Trio war von einem leidenschaftlichen Atem durchzogen und geriet so durchgehend in das Spannungsfeld von Rhetorik und romantischem Klangausdruck. Dass Philipp Schupelius als großartiger Kammermusiker dieses Teamwork inspirierte, steht für den Rezensenten außer Zweifel. Und so war es letztlich dieser junge Musiker, der mir bei diesem zweiten Sonntagskonzert des ‘VP Bank Classic Festival’ am meisten imponierte.