Nachdem die Baden-Badener Pfingstfestspiele mit einem Klavierabend von Andras Schiff und einem Opernrezital mit Diana Damrau und ihrem Mann Nicholas Testé begonnen hatten, folgte Richard Wagners ‘Rheingold’. Es war die letzte von vier Aufführungen mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester auf seiner Deutschland-Tour. Alain Steffen berichtet.
Ursprünglich war Thomas Hengelbrock als Dirigent vorgesehen, dieser musste allerdings krankheitshalber ersetzt werden. Die Wahl fiel auf den Altmeister und Wagner-Spezialisten Marek Janowski, der Wagners ‘Ring’ bereits zweimal integral eingespielt hat. Unaffektiert und stilsicher leitete Janowski das exzellente NDR Elbphilharmonie Orchester. Der Dirigent setzte auf eher schnelle Tempi und akzentfreudiges Musizieren, was den natürlichen Fluss der Musik aber niemals störte. Sehr viele Details wurden hörbar und die angestrebte Orchestertransparenz bewährte sich bestens. Janowski gelang das Kunststück, einerseits einen sehr dynamischen und volltönenden Wagner zu dirigieren, anderseits aber immer kammermusikalischen Feinheiten zu überraschen. Auch das extrem sängerfreundliche Dirigat muss unbedingt hervorgehoben werden. Stringenter und natürlicher hat man das Rheingold selbst in Bayreuth lange nicht gehört.
Alle Partien waren einer ganz neuen Generation von Wagnersängern anvertraut worden. Als Wotan hat man auf Michael Volle gesetzt, dessen Bayreuther Beckmesser in der Inszenierung von Katharina Wagner vielen Opernfreunden bestens in Erinnerung sein dürfte. Und in der Tat ist Michael Volle wohl der Wotan von heute. Seine mächtige, intonationssichere und in allen Lagen angenehme Stimme ist ein Fest für die Ohren.
Dass man die Partie des Alberich auch wirklich singen kann und ohne dabei in permanentes Deklamieren zu verfallen, das bewies Johannes Martin Kränzle mit einer an sich sehr lyrischen Interpretation, die hundertprozentig übergezeugte. Genauso Daniel Behle, auf dessen Loge-Debut man sehr gespannt war. Behle ist ein sehr lyrischer Lied-und Konzertsänger, der in diesem Jahr ebenfalls sein Debut als David in der Neuinszenierung der Meistersinger bei den Bayreuther Festspielen feiert. Obwohl der Tenor hier seinen ersten Loge sang, beeindruckte er mit einer sehr präzisen, arroganten Charakterisierung sowie einem perfekten und nuancierten Gesang.
Neben diesen drei Hauptrollen waren aber auch alle anderen Partien optimal besetzt, allen voran Nadine Weissmann als stimmgewaltige Erda und Elmar Gilbertsson als wunderbar phrasierender Mime. Auch die kleineren Rollen ließen keine Wünsche in Sachen Besetzung und Gesangsleistung offen: Katarina Karnéus als Fricka, Gabriela Scherer als Freia, Lothar Odinius als Froh, Markus Eiche als Donner, Christoph Fischesser als Fasolt, Lars Woldt als Fafner sowie Mirella Hagen, Julia Rutigliano und Simone Schroeder als Rheintöchter. Besser kann man diese Oper zurzeit wohl nicht besetzen!