Martin Plüddemann: Balladen, Lieder und Legenden (Titelliste am Ende des Textes); Ulf Bästlein, Bariton, Hedayet Djeddikar, Klavier; 2 CD Naxos 8.551460-61; Aufnahme 10.2020, 03.2021; Veröffentlichung 11.03.2022 (75:20 + 78:55) – Rezension von Uwe Krusch

Mit dieser Veröffentlichung werden (bis auf ‘Die Katzen und der Hausherr’) erstmals Werke von Martin Plüddemann veröffentlicht. Plüddemann war ein deutscher Balladen- und Liederkomponist sowie Musikpädagoge, der von 1854 bis 1897 lebte. Heute kaum bekannt, wurden seine Werke zu Lebzeiten gerne aufgeführt und positiv wahrgenommen. Er arbeitet eng an Wort und Sprachrhythmus ausgerichtet und erzielt auf harmonisch bekannten Pfaden ausdrucksvolle Gestaltungen, die kunstvoll geformt sind und trotzdem volkstümlichen Charakter behalten. In Fortschreibung seiner Vorbilder Carl Loewe und Richard Wagner entwickelt er die Leittonmotivik weiter, mit der Begründung, was im Text wiederkehrt, soll es auch in der Musik tun.

Die vertonten Themen wandelten sich im Laufe des Lebens. Anfänglich auf kraftvolle deutsche Heldensagen fokussiert, sind es später nordische Stoffe, die noch grausiger sind. So reicht die Textauswahl von Goethe, Tieck und Uhland bis zu Hafis, Björnstjerne Björnsen, Robert Burns und auch volkstümlichen Inhalten. Zwar ist der Deklamationsstil der Balladenzeit heute nicht mehr gefragt, aber den Interpreten gelingt es, eine pathosfreiere Darstellung zu finden, die auch heute gefällt.

Mit seiner Baritonstimme, die eher tenoral geprägt als basslastig ausgerichtet ist, findet Ulf Bästlein den mitunter auch humoristischen Ton wie bei den ‘Die Katzen und der Hausherr’ ebenso wie für Tiefgründiges, etwa das Großformatige ‘Des Sängers Fluch’. Die Texte sind dank hervorragender Artikulation und Ausdrucksqualität exquisit zu verstehen. Nicht nur verfügt Bästlein über ein angenehmes Timbre, sondern er kann seine Stimme ohne Einengungen entspannt und gut geformt einsetzen.

Hedayet Djeddikar bietet den Klavierpart auf einem Bösendorfer Imperial dar. Das Instrument hat einen ebenso angenehm vollen Klang, der den oft orchestralen Ansatz des Klavierparts trägt, wie er auch die zur Stimmbegleitung hilfreiche Wärme und Sanftheit ermöglicht.

Das umfangreiche Beiheft mit rund 30 Seiten jeweils in Deutsch und Englisch liefert weitreichende Informationen zu allen Aspekten der Musik, der Entstehungszeit, den einzelnen Werken, den Artisten und auch zur Aufnahme. Die Liedtexte sind vom über den im Heft genannten Link im Internet verfügbar. Die Aufnahme ist klar und präsent, ohne zu strapazieren.

This publication marks the first time (except for ‘Die Katzen und der Hausherr’) that works by Martin Plüddemann have been published. Plüddemann was a German ballad and song composer as well as a pedagogue who lived from 1854 to 1897. Little known today, his works were readily performed and positively received during his lifetime. His work is closely oriented to word and speech rhythm, and he achieves expressive compositions on harmonically familiar paths, which are artfully formed and yet retain a folk character. Following in the footsteps of his idols Carl Loewe and Richard Wagner, he develops the leitmotif further, arguing that what recurs in the text should also do so in the music.
The themes set to music changed in the course of his life. Initially focused on powerful German heroic sagas, later it is Nordic materials that are even more gruesome. Thus the selection of texts ranges from Goethe, Tieck and Uhland to Hafis, Björnstjerne Björnsen, Robert Burns and also folk content. Although the declamation style of the ballad era is no longer in demand today, the performers manage to find a more pathos-free and therefore pleasing performance.
With his clear baritone voice, Ulf Bästlein finds the sometimes humorous tone, as in Die Katzen und der Hausherr (The Cats and the Landlord), as well as for the profound, such as the large-scale Des Sängers Fluch (The Singer’s Curse). The lyrics are exquisitely understandable thanks to the singer’s excellent articulation and expressive quality. Not only does Bästlein have a pleasant timbre, but he can use his voice in a relaxed and well-formed manner without constriction.
Hedayet Djeddikar offers the piano part on a Bösendorfer Imperial. The instrument has an equally pleasant full sound that carries the often orchestral approach of the piano part, as well as allowing for the warmth and gentleness helpful for vocal accompaniment.
The extensive booklet with about 30 pages each in German and English provides extensive information about all aspects of the music, the time of origin, the individual works, the artists and also about the recording. The lyrics are available from the internet via the link mentioned in the booklet. The recording is clear and present without being strained.

Liste der Titel und Textdichter/ List of titles and librettists:

Graf Eberhards Weissdorn (Ludwig Uhland); Einkehr (Ludwig Uhland); Altdeutsches Minnelied (Ludwig Tieck); Vineta (Wilhelm Müller); Niels Finn (Björnstjerne Björnsen); Liebeslied von Hafis (Hafis, zugeeignet Georg Friedrich Dauner); Meine Lebenszeit verstreicht (Hafis, zugeeignet Georg Friedrich Dauner); Nicht mit trister Miene (Hafis, zugeeignet Georg Friedrich Dauner); Ihr verbblühet, süße Rosen (Johann Wolfgang von Goethe); Die Legende vom Hufeisen (Johann Wolfgang von Goethe); Die Taufe (Johan Ludvig Runeberg); Dr Martin Luther (Johan Ludvig Runeberg); Sankt Peter mit der Geiss (nach Hans Sachs); Frau Mette [Herr Peter und Bender saßen beim Wein; Und als die Mitternacht; Und als sie morgens nach Hause kam; Die Kirchthür ist schwarz verhängt] (Heinrich Heine; Der Glockenguss zu Breslau (Wilhelm Müller); Die Katzen und der Hausherr (Magnus Gottfried Lichtwer); Drei Wanderer (Carl Busse); Loewes Herz (Karl Bartsch); Ritter Kurts Brautfahrt (Johann Wolfgang von Goethe); Siegfrieds Schwert (Ludwig Uhland); Der Sarg auf der Maasinsel (Ludwig Theodor Giesebrecht); Jung Dietrich (Felix Dahn); Die Meermaid (Schottische Volksballade übersetzt von Oskar Ludwig Bernhard Wolff); Venetianisches Gondellied (aus dem Ital. übersetzt von Victor von Arentsschild); Don Massias (Ludwig Uhland); Russisches Lied (David Assur Assing); Des Lebens Winter (Robert Burns); Arthur Schopenhauer (Eduard Grisebach); Gute Nacht (Bruno Freiherr von Seckendorff); Des Sängers Fluch (Ludwig Uhland)

 

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