Diese Aufnahmen sind pures Glück! Klanglich werden sie von einem Orchester geprägt, dem sein Dirigent, der Tscheche Jakub Hrusa, seine Identität wiedergegeben hat, diesen typisch ‘tschechischen’ Klang, der vor vielen Jahren charakteristisch war für ein Orchester, dessen Mitglieder aus der Tschechei kamen.
Hrusa und die Bamberger haben so eine der lyrischsten und blumigsten Vierten Brahms aufgenommen. Bei moderaten, mit feinem Rubato gesteuerten Tempi und einer optimalen Transparenz bringt das detailreiche
Dirigat von Hrusa die Symphonie zum Blühen, ohne ihr die leichten Eintrübungen zu nehmen. Wenn ich von optimaler Transparenz spreche, dann will ich damit sagen, dass in dieser Transparenz das Bloßlegen von Sekundarlinien nie auf Kosten der inneren Harmonie der Musik geht. Das Klangbild wird mithin nicht aufgerissen, sondern bleibt kohärent und ausgeglichen schön.
Die Bamberger Symphoniker bieten feinstes und sehr engagiertes Spiel, wobei besonders die Holzbläser viel Lob verdienen. Die Hörnerchöre sind hinreißend in dieser Symphonie, die mit einem hymnischen Finalsatz zu Ende geht.
Nicht weniger herausragend ist die Neunte Dvorak, die mit einem kontrastreichen und bedeutungsvoll formulierten 1. Satz beginnt. Die Interpretation ist einer Weise musikantisch, wie man sie nicht oft gehört hat. Hrusa arbeitet hier wie in den übrigen Sätzen das Volksliedhafte und Tänzerische der Musik wunderbar heraus. Jede Phrasierung, jedes Rubato, jedes Accelerando, jede Akzentuierung macht Sinn und fügt sich logisch in den gesamten Ablauf.
Der zweite Satz kommt ohne jede Sentimentalität aus und wird zu einem wunderbaren Stimmungsbild von Ruhe und Entspannung, mit einem manchmal ganz bewegenden Anflug von Melancholie. Der dritte und der vieret Satz leben von einer Rhythmik, die die Musik immer leicht und beschwingt werden lässt.