Es war wirklich an der Zeit, dass Daniel Barenboim Verdis ‘Messa da Requiem’ neu aufnahm, denn seit seiner Einspielung von 1993 mit dem Chicago Symphony hat sich seine Auffassung von dieser Komposition doch sehr verändert. Barenboim dirigiert heute viel emphatischer, dramatischer, kostrastreicher, leidenschaftlicher und mit einem satten Pathos. Furchterregend und voller Zorn das ‘Dies Irae’, angstvoll das ‘Quid sum miser’, inbrünstig flehend das ‘Ingemisco’, bis an den Rand des Sentimentalismus gefühlsbeladen das ‘Hostias’, bewegend ‘Agnus Die’, ‘Lux Aeterna’ und ‘Libera me’.
BarenboimsTempi eher langsam. Die Musik wirkt so wohl wuchtig, aber nie schwerfällig. Dazu ist das Klanggeflecht zu gut ausgeleuchtet, zu transparent. Das Orchester der Scala spielt opulent und der Chor klingt gewaltig. Das Solistenquartett ist hier wirklich einmal ein Ensemble, das aus einer Sicht zusammen singt, Jonas Kaufmann steckt zwar das Italienische wieder in den hinteren Mundraum und lässt es mulmig-baritonal klingen, aber er ist engagiert und hoch musikalisch. Elina Garanca singt durchgehend ganz gut, nur fehlt es ihr im unteren Register manchmal an Präsenz. Die Stimme klingt dann etwas matt. Anja Harteros ist stimmlich ebenfalls weitgehend überzeugend, trotz einiger Intonationsprobleme. René Papes Gesang ist am unausgeglichensten, manchmal singt er zu breit und dann wird der Gesang unelegant und fast vulgär.
Fazit: dies ist ein sehr opernhaftes Verdi-Requiem, klangopulent und wirkungsvoll.
Daniel Barenboim, at the helm of opulent forces, presents a very emphatic and in a way certainly operatic Verdi Requiem.