Sie haben das bestimmt auch schon mal so empfunden: eine Interpretation, die so langsam ist, dass man glaubt, den Wagen drücken zu müssen. Gottseidank scheint Barenboim in Schumanns Erster nach etwa fünf Minuten zu merken, dass etwas schneller doch präferabel ist. Leider verfällt er immer wieder in pathetische Gesten, die er mit eigenem Stöhnen noch untermalt, um aus der Frühlingssymphonie eine Herbstsymphonie zu machen. Statt Charme gibt es im zweiten Satz viel Schwere, statt Schwung im dritten Müdigkeit. Dabei sind die beiden letzten Sätze nicht einmal so langsam dirigiert, aber eben halt unangenehm schwerfällig.
Zumindest für die Erste Symphonie war Barenboims Rückkehr zu Schumann nicht erfolgreich. Aber auch die anderen Werke hatte er 1977 mit dem Chicago Symphony Orchestra besser aufgenommen. Darauf folgte im Jahr 2003 eine erste Aufnahme mit der Staatskapelle Berlin, mit demselben Orchester, mit dem er jetzt zum dritten Mal den Zyklus aufgenommen hat.
In der Zweiten glaubt man, es stünde ein anderer Dirigent auf dem Podium. Alles was der Ersten fehlt, hat die Zweite: Farben, Vitalität und Energie.
Auch die Dritte muss man als gelungen bezeichnen. Sie ist großzügig, schwungvoll, sie hat expressives Rubato und grandiose Farben, sie ist romantisch bis zum Geht-nicht-mehr.
Die Vierte ist zwar nicht so saft- und kraftlos wie die Erste, aber sie ist dramatisch-majestätisch, fett und klangopulent, mit einen gewaltigen, feierlichen vierten Satz, und klingt daher mitunter auch ziemlich manieriert (Anfang des 2. Satzes).
Die Tonaufnahme ist relativ kompakt warm und dunkel gefärbt und trägt nicht dazu bei, diese Einspielungen attraktiver zu machen.
I’m sure you’ve felt the same way before: an interpretation that is so slow that you feel you have to push the car. Fortunately, Barenboim seems to realize in Schumann’s First after about five minutes that something faster is preferable after all. Regrettably, he repeatedly lapses into pathetic gestures, which he punctuates with his own groans to turn the Spring Symphony into an Autumn Symphony. Instead of charm, there is a lot of heaviness in the second movement, and instead of momentum, fatigue in the third. The last two movements are not even conducted that slowly, but just unpleasantly ponderous.
At least for the First Symphony Barenboim’s return to Schumann was not successful. But he had recorded the other works better with the Chicago Symphony Orchestra in 1977. This was followed in 2003 by a first recording with the Staatskapelle Berlin, the same orchestra with which he has now recorded the cycle for the third time.
In the Second, one thinks there is a different conductor on the podium. Everything that the First lacks, the Second has: colors, vitality and energy.
The Third, too, must be described as successful. It is generous, it has élan, expressive rubato and grandiose colors, it is deeply romantic to a fault.
The Fourth is not as lacking in juice and power as the First, but it is dramatic-majestic, fat and opulent, with a huge, solemn fourth movement, and therefore sounds rather mannered at times (beginning of the 2nd movement).
The sound recording is relatively compactly warm and darkly colored, and does nothing to make these recordings more attractive.