Hatte in den beiden ersten Teilen des Wagnerschen ‘Ring des Nibelungen’ die postmoderne, von Projektionen geprägte Inszenierung des Belgiers Guy Cassiers noch Zustimmung gefunden, müssen wir feststellen, dass dem Regisseur für den ‘Siegfried’ nicht mehr besonders viel eingefallen ist, um das Visuelle in der Oper wirklich attraktiv werden zu lassen.
Bei den Sängern gibt es jedoch glücklicherweise viel Gutes zu berichten. Nina Stemme ist eine herausragend gute und stimmgewaltige Brünnhilde, Alexander Tsymbalyuk ein Fafner mit einer prächtigen Stimme. Johannes Martin Kränzle kann mit seiner reichen Baritonstimme dem Alberich einen prägnanten Charakter geben, während Peter Bronder den Mime zwar sehr gut darstellt, die Stimme aber letztlich etwas monoton und eindimensional wirkt. Anna Larsson singt eine gute Erda.
Lance Ryan hat das Durchhaltevermögen, um den Siegfried von Anfang bis Ende mit unverändert kräftiger Stimme zu singen. Aber in den unteren Lagen ist doch recht viel Vibrato vorhanden, und die Stimme klingt nicht wirklich schön, weil der Kanadier das gesungene Wort zu breit werden lässt. Wirklich nicht gut finde ich die uncharakteristische, deklamatorische Stimme von Terje Stensvold in der Rolle des Wanderers und Rinnat Moriahs kühl-silbrigen Gesang in der Rolle des Waldvogels.
Das eindeutige Plus der Aufnahme ist das Orchester der Scala, das unter Daniel Barenboims Leitung wiederum zu großer Form aufläuft und an Farben alles mitbringt, was gerade die in dieser Hinsicht so reiche Partitur des ‘Siegfried’ braucht.
Siegfried is, until now, the least convincing of the three available parts of Wagner’s Ring des Nibelungen from La Scala. Though Daniel Barenboim once more brings the Milanese Orchestra to a fascinating playing, and while we admire Nina Stemme(Brünnhilde), Johannes Martin Kränzle (Alberich) and Alexander Tsymbalyuk (Fafner), Lance Ryan’s voice is not really fine and beautiful in the lower range. Rimat Moriah’s chilly Waldvogel is as disappointing as Terje Stensvold’s poor vocal characterization of the Wanderer.