Alberto Nones legt Mozart-Aufnahmen vor, die jeden Hörer irritieren und herausfordern werden, so eigenwillig sind die Interpretationen in den Tempi, den Akzentuierungen, der Pedalverwendung und vor allem auch im Klang der laut dem Pianisten « an ein Fortepiano aus der Zeit Mozarts erinnert, aber mit dem Dynamikumfang eines modernen Bösendorfer Imperial ». Die Mikrophonierung muss unmittelbar an den Saiten vorgenommen worden sein, davon zeugen einige mechanische Geräusche und ein sehr direkter, quasi nackter Klang, den nicht jeder mögen wird.
Überhaupt werden sich viele Leute schwertun mit diesen extrem recherchierten und absonderlichen Interpretationen, in denen viel Ausdruckskraft zu hören ist, viel unmittelbares Drama, schonungslos in der Übersetzung der Seelenqual, die Nones in den Fantasien und im Adagio hört. Da sind wir weit entfernt von dem Stil der bloßen Empfindsamkeit. Nones reißt alle Barrieren nieder, die sich zwischen Mozart und uns aufgebaut haben können. Sein Phrasieren und Akzentuieren ist penetrant im deutschen wie im französischen Sinne, also eindringend. Wie sehr er dabei in die Komponierstube eindringen will, zeigt sich am Schluss der d-Moll-Fantasie, in der er die letzten Takte (die wahrscheinlich von August Eberhard Müller hinzugefügt wurden) weglässt und dort aufhört, wo das Manuskript endet.
Zum Schluss erklingt der sogenannte Türkische Marsch, in dem Nones den in der Handschrift stehende Begriff Allegrino für ein sehr gemäßigtes Tempo verwendet. In seinem interessanten Booklettext schreibt Nones: « Wir müssen uns auch daran erinnern, dass Mozart eine allgemeine Tendenz beklagte, die offensichtlich schon zu seiner Zeit bestand, sich zu beeilen und technische Fertigkeiten auf Kosten der Ausdruckskraft zur Schau zu stellen. In einem berühmten Brief an seinen Vater kritisierte Mozart die übermäßige Geschwindigkeit vieler Tastenspieler seiner Zeit und ging sogar so weit, die Italiener, die sich mit wunderbaren Tempobezeichnungen brüsteten, als Scharlatane zu bezeichnen. » Dementsprechend gemäßigt spielt Nones den Satz aus der 11. Sonate in satten fünfeinviertel Minuten (sich so von Say distanzierend, der 2’41 braucht und von vielen anderen, bis hin zu Goulds Aufnahme, die erstaunlicherweise etwas mehr als vier Minuten lang ist.
Wer sich also mit Mozart auseinandersetzen will, dem kann dieses Album Gedankennahrung bringen. Für den ‘Normalverbraucher’ ist es, wie gesagt, zumindest irritierend.
Alberto Nones presents Mozart recordings that will irritate and challenge every listener, so idiosyncratic are the interpretations in the tempi, the accentuations, the use of pedals. Very particular is also the sound which, according to the pianist, « is reminiscent of a fortepiano from Mozart’s time, but with the dynamic range of a modern Bösendorfer Imperial ». The microphones must have been positioned directly near the strings, as evidenced by some mechanical noises and a very direct, almost naked sound that not everyone will like.
In general, many people will have difficulties with these extremely researched and peculiar interpretations, in which a great deal of expressiveness can be heard, a lot of immediate drama, unsparing in the translation of the anguish of soul that Nones hears in the fantasies and in the Adagio. Here we are far from the style of mere sensibility. Nones tears down any barriers that may have built up between Mozart and us. His phrasing and accentuation is penetrating in both the German and French sense. The extent to which he wants to penetrate the composer’s room is shown at the end of the D minor Fantasy, in which he omits the last bars (which were probably added by August Eberhard Müller) and stops where the manuscript ends.
At the end we hear the so-called Turkish March, in which Nones uses the term Allegrino from the manuscript for a very moderate tempo. In his interesting booklet text, the pianist writes: « We must also recall that Mozart lamented a general tendency, evidently even in his time, to rush and showcase technical prowess at the expense of expressiveness. In a famous letter to his father, Mozart criticized the excessive speed of many keyboardists of his time, going so far as to label the Italians who boasted miraculous tempo indications as charlatans. » Accordingly, Nones plays the movement from the 11th sonata in a full five and a quarter minutes (thus distancing himself from Say, who needs 2’41, and many others, including Gould’s recording, which is surprisingly just over four minutes long.
So if you want to get to grips with Mozart, this album can provide food for thought. For the ‘normal consumer’ it is, as I said, at least irritating.