Fabian Müller: Streichquartette Nr. 2 (Das helvetische), Nr. 3 (Über die Zeit) & Nr. 4 (1 für 4, 4 für 1); Galatea Quartett (Sarah & Julien Kilchenmann, Yuka Tsuboi, Hugo Bollschweiler); # Ars Produktion 38675; Aufnahmen 2023/ 2024, Veröffentlichung 07.02.2025 (57'21) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Der 1964 geborene Schweizer Komponist Fabian Müller (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Pianisten selben Namens) studierte Cello sowie Komposition und hat ein breit aufgestelltes Oeuvre mit Orchesterwerken, Bühnenwerken und Kammermusik. Von seinen vier Streichquartetten spielt das schweizerische Galatea Quartett die Nummern 2 bis 4.

Das Streichquartett Nr. 2 (Das Helvetische) entstand im Sommer 2010, und seine vier kurze Sätze, von denen drei sehr rhythmisch bewegt und ein Adagio sehr lyrisch sind, greift auf Elemente der Schweizer Volksmusik zurück und ist in seiner hier gefühlvollen, dort schwungvollen Art ein wirklicher Hinreißer.

Dass Zeit und Uhr für Schweizer Komponisten wichtig sind, erfuhr ich erstmals, als ich mit dem Komponisten Viktor Fenigstein ein Interview machte. Wir waren für 10 Uhr verabredet, und ich läutete genau zu dieser Zeit. Fenigstein öffnete und sagte, ich bekäme mein Interview, denn ich sei pünktlich. Er sagte, er habe schon andere Journalisten weggeschickt, weil sie zu spät kamen.

Fabian Müller beschäftigt sich mit der Zeit und dem Ticken von Uhren im dritten Streichquartett: « Präzise Zeitmessung ist mit der Schweizer Mentalität untrennbar verbunden, und auch ich habe eine Leidenschaft für schöne Uhren, auch wenn ich sie aus finanziellen Gründen nur in Schaufenstern oder Museen bewundere. » Und zu diesem Werk sagt er: « Ausgehend vom Westminster-Motiv ‘sinnieren’ alle drei Sätze gewissermaßen über die Zeit, was mich zum Titel ‘Über die Zeit’ bewog. » Es ist ein sehr charakteristisches Stück von nachhaltiger Wirkung, das wie alle übrigen Werke dieses Albums vom Galatea Quartett expressiv und technisch auf sehr hohem Niveau gespielt wird.

‘1 für 4, 4 für 1’ ist der Titel des Streichquartetts Nr. 4, eine reduzierte Version des bekannten Zitats ‘Einer für alle, alle für einen’, das auch in der Kuppel des Schweizer Bundeshauses zu lesen ist. Müller: « Das Zitat entspricht nicht nur der Musketier-Philosophie Alexandre Dumas’, sondern ist auch eine wesentliche Voraussetzung für die Kammermusik, insbesondere für das Streichquartett.  » Und so gibt er jedem Instrument die Gelegenheit, einen der vier Sätze zu dominieren. Das tut er gewohnt einfallsreich, und in der spannenden Interpretation wird wohl jedem Hörer dieses Quartett als ein ganz besonders originelles in Erinnerung bleiben.

Für mich ist dies eines der schönsten Kammermusik-Alben der letzten Zeit, zeitgenössisch und nicht nur zugänglich, sondern auch ansprechend und aufs Wertvollste bereichernd.

Born in 1964, the Swiss composer Fabian Müller (not to be confused with the German pianist of the same name) studied cello and composition and has a wide-ranging oeuvre of orchestral works, stage works and chamber music. The Swiss Galatea Quartet plays numbers 2 to 4 of his four string quartets.

String Quartet No. 2 (Das Helvetische) was composed in the summer of 2010, and its four short movements, three of which are very rhythmic while the adagio is very lyrical, draw on elements of Swiss folk music and are truly captivating in their emotional and lively style.

I first learned that time and clocks are important for Swiss composers when I interviewed the composer Viktor Fenigstein. We had an appointment for 10 o’clock and I rang the bell at exactly that time. Fenigstein answered and said I would get my interview because I was on time. He said he had already sent other journalists away because they were late.

Fabian Müller deals with time and the ticking of clocks in the third string quartet: « Precise timekeeping is inextricably linked to the Swiss mentality, and I also have a passion for beautiful clocks, even if I only admire them in shop windows or museums for financial reasons. » And about this work, he says: « Based on the Westminster motif, all three movements ‘ponder’ time, so to speak, which led me to the title ‘On Time’. » It is a very characteristic piece with a lasting effect, which, like all the other works on this album, is played expressively and technically at a very high level by the Galatea Quartet.

‘1 for 4, 4 for 1’ is the title of String Quartet No. 4, a reduced version of the well-known quote ‘One for all, all for one’, which can also be read in the dome of the Swiss Federal Palace. Müller: « The quote not only corresponds to Alexandre Dumas’ musketeer philosophy, but is also an essential prerequisite for chamber music, especially for the string quartet. » And so he gives each instrument the opportunity to dominate one of the four movements. He does this in his usual imaginative way, and in this exciting interpretation, every listener will probably remember this quartet as a particularly original one.

For me, this is one of the most beautiful chamber music albums of recent times, contemporary and not only accessible, but also appealing and enriching in the most valuable way.

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