Mit der farbigen, in der Volksmusik wurzelnden Komposition ‘Symphonische Bilder’ des Shostakovich-Schülers Ghazaros Saryan (1920-1998) eröffnete das Staatliche Armenische Jugendorchester sein Programm beim Beethoven Festival in Warschau. Das Orchester, in dem durchaus schon ältere Semester mitspielen, die Streicher zu 90% mit Damen, Bläser und Schlagzeug zu 99% mit Herren besetzt sind, überzeugte mit einem intensiven und kommunikativen Spiel.
Aram Khachaturian konnte sich ebenfalls Musik ohne eine feste Verwurzelung in der Folklore seines Landes nicht vorstellen. Das ist in seiner Konzert-Rhapsodie für Cello und Orchester unüberhörbar.
Die hoch energetische, vorwärts drängende Rhapsodie begeisterte vor allem wegen des ungemein bravourös spielenden Narek Hakhnazaryan (*1988), der in jungen Jahren von Rostropovich gefördert wurde und 2011 beim Internationalen Tchaikovsky-Wettbewerb die Goldmedaille gewann. Der junge Armenier überzeugte mit einer brillanten Aufführung. In den vielen virtuosen und genauso zahlreichen lyrischen Passagen faszinierte sein schlankes, helles und immer kantables Cellospiel von stupender Reinheit und betörendem Legato sowie perfekter Intonationssicherheit.
Der armenische Dirigent Sergey Smbatyan (*1987, Gründer, Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des ‘State Youth Orchestra of Armenia’, spornte sein Orchester dann zu einer bezaubernd sinnlichen Interpretation von Nikolai Rimsky-Korsakovs Scheherazade an.
Die Suite war in einer über weite Strecken sehr lyrisch gesungenen Aufführung zu hören, die das Märchenhafte betonte, ohne zu viel orientalische Plüschatmosphäre zu beschwören. So wurde die Handlung sehr deutlich und effektvoll dargestellt. Den Violinpart spielte nicht die Konzertmeisterin des Orchesters, sondern der polnische Geiger Jaroslaw Nadrzycki, der mit einem leuchtend-warmen, goldenen und sehr sensuellen Geigenton begeisterte.
Das Warschauer Publikum spendete viel Beifall und erklatschte zwei Zugaben, ein brillantes armenisches Stück und Shostakovichs Walzer Nr.2 aus der Jazz-Suite. Remy Franck (zurzeit Warschau)