Auch das zweite Konzert des ‘hr-sinfonieorchesters’ unter seinem Chefdirigenten Andres Orozco-Estrada zeigte das hohe spieltechnische Niveau dieses deutschen Orchesters und faszinierte das Publikum in Warschau mit einem durchgehend brillanten Spiel.
Ludwig van Beethovens Egmont-Ouvertüre erklang zum Auftakt, zupackend dirigiert, spannungsvoll und dramatisch. Der mazedonische Pianist Simon Trpceski war der Solist in Sergei Rachmaninovs 4. Klavierkonzert. Orozco-Estrada gestaltete das Konzert in den Ecksätzen rhythmisch pointiert und federnd, im Finale sogar regelrecht akrobatisch. Dem Pianisten ließ er dabei wenig Platz für Selbstentfaltung und deckte sein Spiel oft mit allzu lautem Orchesterspiel gnadenlos zu.
Das Highlight des Abends war eine recht glatte Interpretation der ‘Symphonie Fantastique’ von Hector Berlioz, die aber wegen der spieltechnischen Leistung des Orchesters und der klanglichen Transparenz des grandios aufspielenden Orchesters begeisterte. Der Klang war ausgewogen und wurde durch ein großartiges Bassfundament der acht Kontrabässe untermauert. Im dritten Satz wurde Orozco-Estradas etwas oberflächliche und vom Programm losgelöste Lesart am meisten spürbar. Gerade von einem kolumbianischen Dirigenten hätte ich mir in diesem Stück etwas mehr Opium erwartet… Remy Franck (zurzeit Warschau).