Nur acht Opusnummern, aber 15 Schaffensjahre liegen zwischen der Waldstein- und der Hammerklavier-Sonate. Beides sind Schlüsselwerke in Beethovens Werk. Mit der Sonate Nr. 21 komponiert Beethoven erstmals für das neu entwickelte Pianoforte, das seiner Musik ganz andere Horizonte eröffnet. Beethoven überraschte – und möglicherweise überforderte – sein Publikum mit diesem Werk von orchestraler Statur ebenso wie mit der späten, lange scheinbar unspielbaren Sonate Nr. 29.
Dieser Überraschungseffekt greift heute selbstverständlich nur noch bedingt. Beide Werke können aber nach wie vor den oft von Hintergrundmusik übersättigten Zuhörer packen und nachdrücklich beeindrucken, wenn sie von einem Pianisten wie Sunwook Kim gespielt werden. Der Südkoreaner mit Wohnsitz in London verdeutlicht uns die Modernität und die Monumentalität von Beethovens Klaviersonaten. Opus 53 spielt er mit trockenem, humorlosem Anschlag. Er investiert sich voll in diese Musik, stürzt sich mit allen Sinnen in die fiebrigen Leidenschaften, die stellenweise dämonische Züge annehmen.
Titaneske Kräfte bahnen sich in der Hammerklavier-Sonate ihren Weg. Es ist das Werk eines rebellischen Komponisten, der gegen das Schicksal aufbegehrt. Sunwook Kim entfaltet viel darstellerische Energie, bleibt trotz seines griffigen Spiels stets transparent in der Phrasierung (leicht verspielt im Scherzo-Intermezzo, klar in der gewaltigen Schlussfuge).