Bereits die Einleitungstakte des Orchesters deuten auf eine außergewöhnliche Interpretation hin. Nichts anderes war denn auch zu erwarten, allein schon wegen Fazil Say. Aber der türkische Pianist ist nicht der einzige Innovator hier. Noseda steht ihm kongenial zur Seite, wenn es darum geht, Beethovens Aussagen eine neue Gewichtung zu geben. Beide machen das ohne Show und ohne Provokation, bleiben recht nahe an Mozart und tendieren hin und wieder zu einigen romantischen Ansätzen, so wie es das Werk erlaubt. Der erste Satz erklingt in guten 15 Minuten flott und flüssig, wirkt aber nie verhetzt. Spannend sind die Dialoge, erfrischend Says Akzentuierungen sowie die von ihm selbst komponierte Kadenz. Auch im Largo kommt es immer wieder zu Phrasierungen und Farben, die ungewöhnlich klingen, entsprechend überraschen, aber nie irritieren, im Gegenteil. Sehr beherzt gehen Pianist und Dirigent auch mit dem Finale um, nicht ohne Witz, aber auch nicht nur heiter, denn manchmal grollt ihr Beethoven sogar etwas.
Und so kam denn mit dieser Aufnahme eine der spannendsten Interpretationen des Dritten Klavierkonzerts auf Tonträger zustande, eine, die man auf jeden Fall gehört haben soll.
Von den beiden Sonaten ist die Mondscheinsonate die, die am wenigsten Überraschungen enthält.
Der erste Satz ist voller Nostalgie und klingt schon fast resigniert, wenn nicht gar traurig. Das Allegretto bleibt vergleichsweise banal und führt ohne viel Federlesens zum eruptiven Finalsatz.
Eher als Neuformulierung ist schon die 32. Sonate anzusehen, und hier wird so vieles neu gewichtet, umgeschichtet und gedeutet, dass die Kontraste in diesem Spätwerk absolut überwältigend klingen. Gelebte Musik! Das freie Interpretieren des anschließenden Variationssatzes ist das größte interpretatorische Wagnis auf dieser CD, und manch einer wird Says Lesart als schockierend empfinden. Der Pianist geht mehr zur Sache als viele seiner Kollegen und verbrämt das Ganze nicht mit respektvoll verbreitetem Weihrauch.
Fazil Say’s and Gianandrea Noseda’s Third Piano Concerto is one oft the most amazing performances I ever heard. It’s fresh and full of new accentuations, fluid and astonishing from the first to the last minute. From the sonatas, the Moonlight gets the less surprising reading, but the Opus 111 features an approach which is certainly not to everyone’s taste.