Gerade, weil wir heute an einen ‘anderen’ Beethoven gewöhnt sind, tut es immer wieder gut, wenn Plattenfirmen uns mit den großen Meistern der Vergangenheit konfrontieren. Die Beethoven-CD mit dem russischen Pianisten Emil Gilels ist ganz einfach atemberaubend. Gilels ist hier auf dem Höhepunkt seines Könnens. 1980 live bei den Ludwigsburgern Schlossfestspielen aufgenommen, zeigt die CD den vierundsechzigjährigen Pianisten ganz in seinem Element. Ohne Affekte und Effekte, aber immer spannend, kraftvoll und musikantisch begegnet Gilels Beethovens Sonaten. Ob in der frühen D-Dur Sonate Nr. 7 oder in der beliebten Sonate Nr. 26 (Les Adieux), Gilels trifft genau den richtigen Ton. Aber auch in Eroica-Variationen und der Sonate Nr. 25 erlebt der Zuhörer Beethoven pur.
Gilels stellt sich selbst an zweite Stelle und lässt Beethovens kraftvoller und ungemein dynamischer Musik den Vortritt. Das dieser Pianist neben Richter der beste Vertreter der russischen Schule war, wird hier mehr als deutlich. Bei aller Kraft bleiben seine Interpretationen immer transparent und atmen mit der Musik. Die Überraschung der CD sind vielleicht die 15 Variationen (Eroica) mit einer Fuge op. 35, die ich selten so packend, kontrastreich und unmittelbar ansprechend gehört habe wie hier. Steff
Gilels au faîte de son art: sans affetto et sans effets, voici un Beethoven fort, contrasté et dynamique, un produit type de l’école russe.
Gilels at the summit of his art. A typical representative of the Russian school, he plays Beethoven without Affetto and effects, highlighting the music by sharp contrasts and a broad dynamic range.