Sonaten für Violine und Klavier; Ludwig van Beethoven: Violinsonate Nr. 10 G-Dur op. 96; Erzherzog Rudolph von Österreich: Violinsonate f-Moll; Jan Hugo Vorisek: Violinsonate G-Dur op. 5; Duo Brüggen-Plank (Marie Radauer-Plank, Violine, Henrike Brüggen, Klavier); 1 CD Audax ADX 13727; Aufnahme 09/2019, Veröffentlichung 01/2021 (77'30) – Rezension von Uwe Krusch
Das Duo Brüggen-Plank bereichert mit etwas Verzögerung das Beethoven Jahr um eine Komponente, die den Blick auf das Umfeld richtet. Rudolph Johann Joseph Rainer von Österreich, auch Erzherzog von Österreich, ist heute vor allem als Komponist und als Mäzen Beethovens geläufig. Beethoven widmete ihm zwei Handvoll seiner großen Werke, u. a. auch die ebenfalls erklingende Violinsonate. Als Komponist hat Erzherzog Rudolph von Österreich nur wenige Werke in abwechslungsreichen Besetzungen hinterlassen. Jan Hugo Vorisek und Beethoven haben sich wohl nur einmal getroffen. Vorisek war nach pianistischem Studium bei Hummel vielseitig in den bürgerlichen Salons der Stadt Wien aktiv. Während die Violinsonaten der beiden Zeitgenossen jeweils die einzigen Gattungsbeiträge darstellen, hat Beethoven zehn verfasst.
Die beiden Musikerinnen des Duos Brüggen-Plank, die schon ein auf Szymanowski fokussiertes Album vorgelegt haben, setzen ihre Reise mit weiblicher Eleganz und Feinfühligkeit fort, ohne deswegen den kräftigen Zugriff außer Acht zu lassen. Nach einem einmalig gedachten Zusammenspiel entstand ein Duo, das nun mit reichhaltiger Erfahrung in der historischen Aufführungspraxis, etwa bei Reinhard Goebel, diese Kenntnisse gewinnbringend in die Interpretation auch dieser Aufnahme einfließen lässt. Ihre Interpretationen werden dank ihrer leidenschaftlichen Hinwendung zu und dem Verständnis für die Musik mit dem sensibel abgestimmten Zusammenspiel hörenswert.
Mag auch deutlich werden, dass die Sonate von Beethoven den beiden anderen voraus ist, so gelingt es den beiden Musikerinnen dennoch überzeugend, die rahmenden Werke so zu präsentieren, dass diese als Kompositionen nicht nur handwerklich, sondern auch im musikalischen Erscheinungsbild gefallen, so dass die gesamte Aufnahme zu einem Hörgenuss wird, der den akustischen Horizont um selten zu hörende Werke erweitert.
With some delay, the Brüggen-Plank duo enriches the Beethoven Year with a component that focuses on the surroundings. Rudolph Johann Joseph Rainer of Austria, also Archduke of Austria, is known today primarily as composer and Beethoven’s patron. Beethoven dedicated two handfuls of his great works to him, including the Violin Sonata, which is also heard. As a composer, Archduke Rudolph of Austria left only a few works in varied instrumentations. Jan Hugo Vorisek and Beethoven probably met only once. After studying piano with Hummel, Vorisek was active in many ways in the bourgeois salons of Vienna. While the violin sonatas of the two contemporaries each represent the only contributions to the genre, Beethoven composed ten.
The two musicians of the Brüggen-Plank duo, who have already presented an album focusing on Szymanowski, continue their journey with feminine elegance and sensitivity, without neglecting the powerful access. After a uniquely conceived interplay, a duo was formed which, with rich experience in historical performance practice, for example with Reinhard Goebel, now profitably incorporates this knowledge into the interpretation of this recording as well. Thanks to their passionate devotion to and understanding of the music, their interpretations, with their sensitively coordinated interplay, are worth listening to.
Even if it is clear that the Beethoven sonata is ahead of the other two, the two musicians nevertheless succeed convincingly in presenting the framing works in such a way that they are pleasing as compositions not only in terms of their craftsmanship but also in their musical appearance, so that the entire recording becomes a listening pleasure that expands the acoustic horizon with rarely heard works.
Ein Leben lang komponiert für die Violine