Im Frühsommer wurden zwei Aufnahmen der Cellosonaten von Beethoven veröffentlicht. Beide Zyklen haben auf heutigen Instrumentarium vollauf überzeugt. Und nun kommt noch eine hörenswerte Sammlung. Das Besondere an dieser Zusammenstellung sind die Instrumente. Ein Cello von 1820 wird von Marco Testori gespielt. Dieser hat nach dem Studium des modernen Cellos seinen Schwerpunkt an der Schola Cantorum Basiliensis mit dem Studium der alten Musik neu ausgerichtet. Danach hat er zehn Jahre im Ensemble Il Giardino Armonico als Stimmführer agiert. An seiner Seite hat er zum wiederholten Male den Pianisten Constantino Mastroprimiano, der hier Fortepianos wie zu Beethovens Zeiten spielt. Zu den jeweiligen Opus-Zahlen der Kompositionen hat er je ein Hammerklavier gewählt, das den Entstehungsjahren der Werke zugeordnet werden kann. Vereinfacht gesagt klingen sie härter, prägnanter, aber auch farbenreicher als heutige Klaviere. Doch sie sind auch nicht so virtuos, kräftig und brillant wie der moderne Flügel. Insofern liefert diese Einspielung einen gänzlich anderen Höreindruck, obwohl es sich um dieselben Kompositionen handelt.
Testori und Mastroprimiano agieren in völliger klanglicher Gleichberechtigung. Bei ihnen wird die Musik agil und lebensbejahend interpretiert. Harte und markante Akzente werden auf wenige Stellen beschränkt. Ansonsten fließt die Musik farbig und abwechslungsreich. Ihr werden aber auch in den langsamen Sätzen die Zeiten ruhiger Entfaltung mit der Liebe zum Detail gegönnt, der diese bedürfen. Durch die unterschiedlichen Hammerklaviere werden nochmals gestalterische Nuancen erreicht, die eine weitere Diversifizierung erhörbar machen. Neben handwerklichem Können überzeugen beide Musiker mit einem immer natürlich wirkenden Klang. Ihr erprobtes Zusammenspiel lebt von einem sich zwanglos ergänzenden Miteinander, das auch auf kleinste Aktionen des anderen reagiert. Beide Komponenten, das historische Instrumentarium und das im besten Sinne eingespielte Duo gestalten die Sonaten mit stringentem Aufbau und lebendiger Gestaltung, die gefällt. Die drei Variationszyklen stehen in der Interpretation den Sonaten in nichts nach, so dass diese Einspielung als rundum gelungen zu bezeichnen ist.