Der italienische Komponist und Geiger Giuseppe Tartini (1692-1770) komponierte über 130 Violinkonzerte, die sich durch vielseitige musikalische Ideen auszeichnen, mit raffinierten dramatischen Feinheiten und expressiven Nuancen. Sie sind sehr melodiös, von großer Schönheit und versprühen genauso viel Charme.
Die französisch-armenische Geigerin Chouchane Siranossian hat zum 250. Todesstag von Tartini zusammen mit dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon fünf Konzerte aufgenommen, darunter eines in G-Dur, das erst rezent wiederentdeckt und hier zum ersten Mal aufgenommen wurde.
Die Liebe und Bewunderung für die Musik Tartinis hört man diesen Einspielungen an. Nicht nur in den langsamen Sätzen gelingen der Solistin wie auch dem Ensemble berückende Momente. Chouchane Siranossians Spiel zeichnet sich durch große Natürlichkeit aus – eine Eigenschaft, die bei modernen Barockgeigern sehr selten geworden ist -, ohne dass das je in Beiläufigkeit ausarten würde. Eine wichtige Charakteristik ist die feine Ausgestaltung der Konzerte, die filigrane Beweglichkeit sowohl der Sologeige wie auch des Ensembles.
Andrea Marcon hat vor einigen Jahren schon Tartini-Konzerte mit Giuliano Carmignola für Archiv Produktion aufgenommen. In dieser neuen Produktion klingt sein Ensemble noch freier, noch geschmeidiger und inspirierter.
Als Hörer fühlt man sich das ganze Programm über wohl: Die Tartini-Konzerte sind bei Chouchane Siranossian bestens aufgenommen, und man kann deutlich hören, dass die mit technischen Schwierigkeiten gespickte Musik ihr geigerisch keine Mühe bereitet. Die Interpretationen strahlen in der Brillanz des Virtuosen sehr fantasievoll, oft bewegend zärtlich, aber auch melancholisch, schelmisch oder voller Ironie in einem sehr inspirierten und persönlichen Gestalten, das sich vom barocken Mainstream deutlich abhebt, weil nie Fetzigkeit oder pures Design angestrebt wird, und Siranossian und Marcon sich in erster Linie darauf konzentrieren, die Musik ausdrucksvoll werden zu lassen.
Zwischen beglückt-verzücktem Schwärmen und in den Bauch gehendem Atemanhalten verbringt der Hörer mit dieser Alpha-CD 80 Minuten reinsten Hörvergnügens. Der Magie dieses musikalischen Schwebens kann man sich nicht entziehen.