Bei den Zusammenstellungen von Zugaben für Violine und Klavier geht die Erwartung in zwei Richtungen. Welche Kompositionen haben die Interpreten aus der riesigen Zahl von Möglichkeiten, ggf. unter welchem Aspekt, ausgewählt? Und wie werden die Werke dargestellt, steht das Zirzensisch-Virtuose im Vordergrund oder gelingt auch eine darüber hinausgehende musikalisch inhaltliche Gestaltung?
Die norwegische Geigerin Vilde Frang und der sie begleitende argentinische Pianist José Gallardo wollen ihre Ehrerbietung für große Geiger früherer Jahre mit deren Bravourstücken abgeben. Dabei handelt es sich um Werke, die in jedem Fall gefühlsbeladen sind. Ihnen ist eine Auswahl gelungen, die sowohl häufig eingespielte als auch im Katalog kaum auffindbare Momente festhält, so dass allein schon deswegen diese Aufnahme eine Bereicherung ist. Dazu zählen etwa der Tango von Irena Wieniawska, der Tochter von Henryk Wieniawski, unter ihrem späteren Pseudonym Poldowski, ‘La Capriccioso’ von Ferdinand Ries und die ‘Widmung’ von Robert Schumann, die zumindest nicht in der Violinfassung bekannt ist. Die Werke sind sowohl Kompositionen, die für die Besetzung geschaffen wurden, wie das von Ries als auch Bearbeitungen, insbesondere von Klavierstücken.
Das Spiel der beiden Partner dieser Aufnahme ist geprägt von Noblesse. Man könnte fast sagen, dass sie zugunsten der musikalischen Aussage und Intensität die auch erforderliche Virtuosität negieren und verstecken. Frang entlockt ihrem Instrument von Jean-Baptiste Vuillaume ein schier unbegrenzt erscheinendes Spektrum von Ausdrucksformen und Schattierungen, die ihr Spiel sehr persönlich erklingen lassen.
Gallardo ist im Duo ein wirklicher Partner, der mit ebensolcher Sensibilität und Vielseitigkeit antritt, dass die beiden Partien zu einem homogenen Kosmos feinster Nuancierung verschmelzen.
Dies mag ‘nur’ eine Sammlung von Zugaben sein, aber eine, welche die Ohren sehr angenehm kitzelt.
Encores for violin and piano, characteristically played by Vilde Frang and José Gallardo, with a personal view denying a solely virtuosic approach.