Diese Produktion von ‘Don Carlo’ zeigt die Fassung in 4 Akten. Verdi selber revidierte sein Werk von 5 auf 4 Akte, nachdem er gehört hatte, dass einige Häuser sein Werk drastisch kürzen wollten. ‘Don Carlo’ ist eine faszinierende Geschichte um die Vater-Sohn-Beziehung, kredenzt mit einem Liebesverhältnis und Verrat, vor dem Hintergrund kirchlicher Unterdrückung und Machtgebarens in eroberten Ländern.
Die Kostüme sind luxuriös, das Bühnenbild ist dem Thema angepasst. Die Regie ist jedoch etwas verwirrend: Die erste Szene im ersten Akt, nachdem König Philip II. und Elisabeth geheiratet haben, spielt in einer Abtei, wo Mönche für die Seele des lang verstorbenen Kaisers Karl V. beten, Carlos’ Großvater. Jedoch sieht es so aus, als wäre Karl V. gerade gestorben, und das Begräbnis würde aktuell geplant. Und dies ist nicht die einzige Verwirrung, die die Regie stiftet.
Der epische Charakter der Oper wird auf der Bühne ziemlich lebendig, jedoch scheint mir das Psychoanalytische, das im Spiel und im Gesang zum Ausdruck kommt, Verdis Ansprüchen nicht vollauf gerecht zu sein.
‘Don Carlo’ ist musikalisch ein sehr schwieriges und anstrengendes Werk, und Daniela Barcellona (Eboli) wird hier bis an ihre Grenzen gefordert. Der Mexikaner Ramon Vargas zieht sich gut aus der Affäre, obwohl seine Stimme auch schon etwas an Eclat und Stärke verloren hat. Die Rolle der Elisabeth liegt für Svetlana Kasyan etwas hoch. Ildar Abdrazakov brilliert als autoritärer Philip II., mit einer prächtigen und gut kontrollierten Stimme.
Der Dirigent scheint leider Licht und Schatten der Verdi-Farben nicht immer zu finden, was dem Ganzen einen wohl homogenen, aber eher glanzlosen Anstrich gibt.
Unter dem Strich aber überwiegt das Positive!
The overall impression one can get from this performance is good, with some very fine singing and an acceptable traditional staging.