Neben dem Werk Verklärte Nacht legen die Musiker des Kaleidoscope Chamber Collective weitere, unbekannte Stücke aus der Zeit des Übergangs ins zwanzigste Jahrhundert vor.
Das variabel besetzt auftretende Ensemble agiert hier meist als Streichsextett, zunächst bei Schönberg. Dieses als Zeichnung der Natur und Ausdruck menschlicher Gefühle zu hörende Stück erfährt durch das Kaleidoscope eine sehr leidenschaftliche und ausdrucksvolle Deutung, in der aus der nächtlichen Düsternis des Beginns heraus alle expressiven Register zwischen Ruhe und Stimmungswallungen gezogen werden. Dieses spieltechnisch emotionale Ausreizen wird teilweise in Extremen angeboten, die eher die Stimmungsbrüche als die wellenförmige Entwicklung der Stimmen zeigt.
Dass Kaleidoscope sich besonders in dieser verklärenden musikalischen Periode wohlfühlt, kann man auch den anderen Interpretationen anhören. Beim Satz für Klavierquintett von Alban Berg, vielleicht als Kopfsatz eines nie fortgeführten Quintetts gedacht, wird das Echo der Musik von Johannes Brahms ebenso deutlich wie persönliche emotionale Anspannung, wohl nach dem Tod der Mutter. Harmonisch und melodisch wird aber eine an die Verklärte Nacht erinnernde Stimmung erzeugt. Das Ensemble lotet dieses Werk mit seinem exponierten Klavierpart mit Überschwang und klanglicher Fülle aus.
Für die anderen Stücke, ein Lied von Zemlinsky sowie vier von Alma Mahler, tritt die junge Sopranistin Francesca Chiejina hinzu. Diese Lieder werden hier mit Streichern zum Gesang angeboten. Bei den Werken von Alma Mahler hat der Ensemble Pianist Tom Poster diese Bearbeitungen ausgeführt. Die Besetzung für Sopran und Sextett passt sich ebenso an Verklärte Nacht an wie auch thematische Abgründe sich fügen. Die bestens aufeinander eingespielten Instrumentalisten entwickeln technisch versiert ihre expressiven Gestaltungen.
Die noch junge und gleichwohl schon vielfach engagierte Sopranistin Francesca Chiejina, kürzlich Absolventin eines Nachwuchsprogramms der Covent Garden Opera, überzeugt mit einer ebenso eigenständigen Ausformung ihrer Partien wie sie sich auch mit dem Ensemble musikalisch ins Einvernehmen setzt. Mag kann ihren Gesang als frisch und spitz, aber ebenso als genüssliches Auskosten der Emotionen und Stimmungen vernehmen. Die Artikulation des Deutschen ist größtenteils sehr ansprechend und klar. Nur vereinzelt werden Konsonanten am Wortbeginn zugunsten der folgenden Vokale ein wenig in den Hintergrund gedrängt, was dann die Verständlichkeit erschwert.
Diese Aufnahme von in Teilen kaum bekannter Musik wird hier in sehr ansprechender Weise dargestellt, so dass sie eine schöne Bereicherung des Katalogs bietet. Zusammen mit der technisch makellosen Aufnahme und dem informativen mehrsprachigen Beiheft handelt es sich um eine rundum gelungene Veröffentlichung.
In addition to the work Verklärte Nacht, the musicians of the Kaleidoscope Chamber Collective present other, unknown pieces from the period of transition into the twentieth century.
The variable ensemble acts here mostly as a string sextet, first with Schoenberg. This piece, which can be heard as a drawing of nature and an expression of human feelings, is given a very passionate and expressive interpretation by the Kaleidoscope, in which all expressive registers are pulled out of the nocturnal gloom of the beginning, between calm and surges of mood. This playful emotional exhaustion is sometimes offered in extremes that show the mood breaks rather than the undulating development of the voices.
In the movement for piano quintet by Alban Berg, perhaps intended as the opening movement of a quintet that was never continued, the echoes of the music of Johannes Brahms are as evident as personal emotional tension. Harmonically and melodically, however, a mood reminiscent of Verklärte Nacht is created. The ensemble plumbs this work, with its exposed piano part, with exuberance and tonal richness.
For the other pieces, a song by Zemlinsky and four by Alma Mahler, the young soprano Francesca Chiejina joins the instrumentalists. These songs are casted here with strings. The instrumentation for soprano and sextet fits Verklärte Nacht as well as thematic abysses. The well to each other attuned instrumentalists develop their expressive interpretations with technical skill.
The soprano Francesca Chiejina, who is still young but has already been engaged many times, recently graduated from a young talent program at Covent Garden Opera, is convincing with an equally independent shaping of her parts as she is musically in harmony with the ensemble. One can hear her singing as fresh and pointed, but also as a pleasurable savoring of emotions and moods. The articulation of the German is for the most part very pleasing and clear. Only occasionally are consonants at the beginning of words pushed a bit into the background in favor of the following vowels, which then makes intelligibility more difficult.
This recording of music that is little known in parts is presented here in a very appealing manner, so that it offers a nice addition to the catalog. Together with the technically flawless recording and the informative multilingual booklet, this is an all-around successful release.