Die ‘Symphonie fantastique’ von Hector Berlioz gehört zu den großen Werken der Konzertliteratur und ist demnach auch unendlich oft auf Tonträger veröffentlicht worden. Gibt es trotzdem noch etwas Neues an diesem Werk zu entdecken? Ja, es gibt! Obwohl dieses Neue eher etwas Altes ist. Erstaunlicherweise wendet sich Daniel Harding nicht prioritär den modernen Ideen des Komponisten zu, die die meisten Dirigenten zur Genüge gedeutet, ausgeführt und weiterentwickelt haben, sondern geht vielmehr einige Schritte zurück und interpretiert die ‘Symphonie fantastique’ als ein Kind ihrer Zeit.
1830 wird zwar vielerorts als das Ende der Wiener Klassik bezeichnet, doch gibt es in der ‘Fantastique’ noch sehr viele Bezüge zur Klassik selbst. Und es sind diese Parallelen, die Harding herausarbeitet. Da spürt man noch die Einflüsse Beethovens und riecht die Atmosphäre von Mendelssohn. Und in diesem Sinne bleibt die Interpretation auch eher klassisch und streng. Harding sucht weder die reine Klangekstase, noch will er die Modernität der Partitur in den Vordergrund stellen. Und so erlebt der Hörer diese ‘Fantastique’ in ungewohntem Klanggewand und mit erstaunlicher klassischer Frische.
Das Schwedische Radio Symphonieorchester ist mit seinem transparenten und kühlen Klang für dieses Unterfangen ein idealer Klangkörper.
Berlioz-Liebhaber sollen sich, selbst wenn sie mehrere Aufnahmen dieses Werkes besitzen, Hardings interessante Darstellung nicht entgehen lassen.
Eingestimmt auf diese ungewöhnliche Lesart wird man zuvor von Rameaus neunsätziger Suite ‘Hippolyte et Aricie’.