Kaum ein anderes Werk zeigt die in ihrem Inneren zerrissene Persönlichkeit Leonard Bernsteins besser als seine Dritte Symphonie, für die er einen langen gesprochenen Text geschrieben hat, einen viele Fragen stellenden, manchmal sehr verärgerten Monolog mit Gott, der von religiösen Juden als Gotteslästerung angesehen wurde. Vielleicht bat er deswegen 1989, Samuel Pisar, der als einziger seiner Familie die Todeslager der Nazis überlebt hatte, einen neuen Text zu seiner Symphonie zu schreiben. Marin Alsop benutzt aber nicht diese Version, sondern die Originalfassung von 1963 und vertraut Bernsteins Text der großen britischen Schauspielerin Claire Bloom an, der dieser Auseinandersetzung mit Gott in einer hoch sensiblen Weise Ausdruck gibt.
Die Musik erlangt daneben in ihrer gewagten Mischung von Melodik, Atonalität und Jazz-Elementen eine gute Präsenz. Das Orchester aus Baltimore spielt brillant, der Chor ist hervorragend, genau wie die Sopranistin Kelley Nassief.
Die beiden anderen Werke hängen eng zusammen. The Lark’ ist eine Bühnenmusik zu einer Aufführung von Jean Anouilhs ‘L’Alouette’, einem Werk über das Leben von Jeanne d’Arc, das Lilian Hellmann 1955 auf die Bühne gebracht hatte. Einige Stücke daraus hielt Bernstein für so gut, dass er sie 1988 in seiner ‘Missa Brevis’ wiederverwendete. Marin Alsop dirigiert diese Messe mit viel Biss und Verve. Der ‘Sao Paulo Symphony Choir’ singt brillant.
Marin Alsop, once a Bernstein protégé, conducts a coherent program of some of his choral works, delivering an incisive and brilliant account of the Third Symphony in its original version. With her sensitive and expressive voice, Claire Bloom achieves to give the long spoken text a new quality.