Diese vier Sibelius-Symphonien sind nicht im Zyklus entstanden – daher sind sie vielleicht auch so verschieden. Die Erste wurde Ende Februar 1990 aufgenommen, also 7 Monate vor Bernsteins Tod. Es ist die energetischste der vier. Die Zweite wurde im Oktober 1986 eingespielt, die Fünfte ein Jahr später und die Siebte im Oktober 1987.
Der erste Satz der Ersten Symphonie zeigt es schon: Leonard Bernstein macht in diesem Werk aus Sibelius einen Filmmusikkomponisten. Die Musik wird überdramatisiert, überakzentuiert, sie strotz vor Leidenschaftlichkeit sowie pathosgeladener Rhetorik…und verglüht in ihrer eigenen Energie. Einen so falschen und am Ende dennoch in seiner orchestralen Wirkung so fesselnden Sibelius hat sicher kaum ein anderes Orchester so gespielt. Die Wiener haben Lenny an diesem Abend alles gegeben!
Die Zweite ist besonders pathetisch, und für mein Empfinden etwas großspurig geratenen. Erstaunlich ist das undifferenzierte Klangbild.
Die Fünfte kommt nicht aus dem Musikvereinssaal, sondern aus dem Konzerthaus. Der Interpretationsstil bleibt aber derselbe: die Musik wird aus rein dramatischem Ansatz her gestaltet, es fehlen Nuancen, das Filigrane, die bleichen Farben. Stimmungen bleiben so völlig auf der Strecke, finnische Schneelandschaften werden nicht sichtbar.
Bernstein’s Sibelius is very particular. The music is dramatic, fully blown and different from what the ears are used to. Not my cup of tea!