Mit einer Dreierbox wendet sich Anaklasis Aufnahmen aus den späten Fünfziger- und den frühen Sechzigerjahren des XX. Jahrhunderts zu, die für das 1956 gegründete und heute zur Warner-Gruppe gehörende Label Polskie Nagrania gemacht wurden.
Halina Czerny-Stefanska (1922-2001) und Regina Smendzianka (1924-2011) spielen in den beiden Klavierkonzerten einen für jene Zeit üblichen, sehr sachlichen Chopin. Es sind Interpretationen, die ohne romantische Gefühlsdrücker auskommen, ganz auf den Fluss und die Farbvielfalt der Musik angelegt sind, und auch im unter Rowicki schlank musizierenden Orchester immer wieder durch kräftige Akzentuierungen belebt werden. Diese beiden Einspielungen klingen dank einer sehr guten Restaurierung hervorragend.
Der polnische Komponist, Pianist und Musikpädagoge Boleslaw Woytowicz (1899-1980) spielt die beiden Etüden-Bände sehr virtuos, dynamisch kontrastreich und manchmal recht harsch. Da fehlt es mir dann doch viel an Differenzierung, an Nuancen, Farben und Gefühl. So kühl und distanziert mag ich wenigstens Chopin nicht.
Wladyslaw Szpilman (1911-2000) ist der Pianist der Kammermusikaufnahmen auf der 3. CD, die im Trio das Klavier gegenüber scharf klingenden Streichinstrumenten bevorteilen. In den beiden anderen Werken, Introduktion und Polonaise sowie der Meyerbeer-Fantasie, ist die Balance besser, aber das Cello von Halina Kowalska klingt dennoch nicht schön. Szpilman selber beeindruckt mit einem sehr reichen und sehr gut artikulierten Spiel.
Unter dem Strich bleibt damit nicht genug, um für diese Box eine Empfehlung aussprechen zu können. Heritage ist kein Argument, wenn die Erbschaft unbefriedigend ist.
With a three-disc box set, Anaklasis turns to recordings from the late 1950s and early 1960s made for Polskie Nagrania, a label founded in 1956 and now part of the Warner Group.
Halina Czerny-Stefanska (1922-2001) and Regina Smendzianka (1924-2011) play in the two piano concertos a very matter-of-fact Chopin, common for that time. These are interpretations that do without romantic emotionalism, are entirely based on the flow and colorfulness of the music, and are repeatedly enlivened by strong accents also in the leanly playing orchestra. The sound of both recordings is excellent thanks to a very good restoration.
In the two volumes of Etudes the Polish composer, pianist and pedagogue Boleslaw Woytowicz (1899-1980) plays very virtuosically. His dynamically contrasted interpretations sound sometimes quite harsh. To me, this lacks a lot of differentiation, nuances, colors and feeling. Personally, I don’t like Chopin that cool and distant.
Wladyslaw Szpilman (1911-2000) is the pianist of the chamber music recordings on the 3rd CD, which in the Trio favor the piano over sharp-sounding string instruments. In the other two works, Introduction and Polonaise and the Meyerbeer Fantasy, the balance is better, but Halina Kowalska’s cello still doesn’t sound attractive. Szpilman himself impresses with very rich and very well-articulated playing.
So, all this considered, a recommendation for this box is not possible. Heritage is no argument if the heritage is unsatisfactory.