MDG hat die Symphonien von Josef Bohuslav Foerster, die vor vielen Jahren auf drei Einzel-CDs veröffentlicht worden waren, in einer Box zusammengefasst. Hier können Sie die bei der Erstveröffentlichung im Pizzicato erschienenen Rezensionen lesen.
SYMPHONIEN NR. 1 & 2 / Rezension von Norbert Tischer
Das symphonische Werk des böhmischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster (1859-1951) ist kaum bekannt. Die Ehrung, die der Komponist 1946 widerfuhr – er wurde zum Nationalkünstler der Tschechoslowakei ernannt – brachte ihm letztlich so wenig ein wie die Anerkennung Gustav Mahlers, denn er geriet trotz des klangvollen Titels in Vergessenheit. Seine vorwiegend lyrischen, dem böhmischen Idiom huldigenden Werke, die zwischen sanfter Melancholie und sprühender Ausgelassenheit pendeln, sind durchaus attraktiv, wenn auch nicht unbedingt nachhaltig.
Das Sinfonieorchester Osnabrück unter Leitung von Hermann Bäumer hat sich der Symphonien angenommen und präsentiert Vol. 1 der geplanten Gesamteinspielung auf einem ganz akzeptablen Niveau, mit viel fleißigem Engagement, angenehm musikantisch. Die Symphonien Nr. 1 und 2 entstanden Anfang der Neunzigerjahre im 19. Jahrhundert und sind noch ganz der Spätromantik verpflichtet. Wir hören eine feine, tief atmende Musik in sanften Harmonien und cremigen Farben – eine liebenswürdige Entdeckung!
SYMPHONIEN NR. 3 & 4 / Rezension von Norbert Tischer
Josef Foersters fünf Symphonien gehören gewiss nicht zum Besten, was die Gattung im 20. Jahrhundert zu bieten hatte, aber völlig reizlos sind sie auch nicht. Wie schon die Symphonien Nr. 1 und 2 sind auch die Dritte und Vierte zwei vorwiegend lyrische, dem böhmischen Idiom huldigende Werke, die zwischen sanfter Melancholie und sprühender Ausgelassenheit pendeln. Das Sinfonieorchester Osnabrück unter Leitung von Hermann Bäumer spielt akkurat und betont den Charme der Werke, wo manchmal ein akzentreiches Musizieren zumindest für Kontraste hätte sorgen können, wenn auch Sostenuto und Moderato Foersters Lieblings-Tempoangaben zu sein scheinen.
SYMPHONIE NR. 5 / SUITE IN DEN BERGEN / Rezension von Alain Steffen
Josef Bohuslav Foersters Musik stand seit jeher im Schatten von jener Dvoraks und Smetanas und war zu konservativ, um am wilden Anfang des 20. Jahrhunderts wirklich Wurzeln schlagen zu können. Weder die Zweite Wiener Schule und ihre Errungenschaften noch die dramatische politische Situation um den 1. Weltkrieg ließen es zu, dass Foersters Lyrik Erfolg hatte. Trotzdem lohnt es sich, sich eingehend mit diesem vergessenen Tschechen zu befassen und seine Musik heute, aus der Distanz gesehen, neu zu entdecken. Der Dirigent Hermann Bäumer hat sich da viel vorgenommen, und seine Einspielungen der 5. Symphonie op. 141 und des Frühwerkes ‘In den Bergen’ op. 7 zeigen die Musik Foersters in all ihrer Pracht.
Bäumer versteht es, die grundverschiedenen Stimmungen der beiden Werke aufzuzeigen und sie trotzdem durch einen unsichtbaren musikalischen Faden miteinander zu verbinden. Diese hochgesteckten Ansprüche setzen natürlich eine erstklassige Orchesterarbeit voraus. Obwohl das Osnabrücker Orchester nur ein solides Provinzorchester ist, überrascht es mit einer erstaunlichen Klangkultur und einem sehr präzisen Sinn für musikalische Feinheiten. Das Verständnis zwischen Dirigent und Orchester ist hervorragend und wirkt sich nur positiv auf Foersters Musik aus. Wenn man sich auch nicht die klangliche Qualität eines Top-Orchesters erwarten darf, so kann das Osnabrücker Symphonieorchester mit Klangschönheit und Transparenz auftrumpfen und demnach auch den kritischsten Hörer zufrieden stellen.
MDG has collected the symphonies of Josef Bohuslav Foerster, which were released many years ago on three individual CDs, in one box set. Here you can read the reviews published in Pizzicato when they were first released.
SYMPHONIES NO. 1 & 2 / Review by Norbert Tischer
The symphonic output of Bohemian composer Josef Bohuslav Foerster (1859-1951) is little known. The honor the composer received in 1946 – he was named a national artist of Czechoslovakia – ultimately brought him as little as Gustav Mahler’s recognition, for he fell into oblivion despite the sonorous title. His predominantly lyrical works, which pay homage to the Bohemian idiom and oscillate between gentle melancholy and sparkling exuberance, are quite attractive, if not necessarily memorable.
The Osnabrück Symphony Orchestra, conducted by Hermann Bäumer, has taken on the symphonies and presents Vol. 1 of the planned complete recording at a quite acceptable level, with much industrious commitment, musically overall pleasant. Symphonies Nos. 1 and 2 were written in the early nineties in the 19th century and are still entirely indebted to the late Romantic period. We hear fine, well breathing music with gentle harmonies and creamy colors – a lovely discovery!
SYMPHONIES NO. 3 & 4 / Review by Norbert Tischer
Josef Foerster’s five symphonies are certainly not among the best that the genre had to offer in the 20th century, but they are not completely charmless either. Like Symphonies Nos. 1 and 2, the Third and Fourth are two predominantly lyrical works that pay homage to the Bohemian idiom, oscillating between gentle melancholy and sparkling exuberance. The Osnabrück Symphony Orchestra, conducted by Hermann Bäumer, plays accurately and accentuates the charm of the works, where sometimes accented music-making could have at least provided contrast, even if sostenuto and moderato seem to be Foerster’s favorite tempos.
SYMPHONY NO. 5 / SUITE IN THE MOUNTAINS / Review by Alain Steffen
Josef Bohuslav Foerster’s music has always been overshadowed by that of Dvorak and Smetana and was too conservative to really take root at the wild beginning of the 20th century. Neither the Second Viennese School and its achievements nor the dramatic political situation around World War I allowed Foerster’s lyricism to succeed. Nevertheless, it is worthwhile to take a close look at this forgotten Czech and to rediscover his music today, seen from a distance. Conductor Hermann Bäumer has taken on a great deal in this regard, and his recordings of the 5th Symphony op. 141 and the early work ‘In den Bergen’ op. 7 show Foerster’s music in all its glory.
Bäumer knows how to reveal the fundamentally different moods of the two works and yet connect them by an invisible musical thread. These lofty aspirations naturally presuppose first-rate orchestral work. Although the Osnabrück orchestra is only a solid provincial orchestra, it surprises with an astonishing sound culture and a very precise sense for musical subtleties. The understanding between conductor and orchestra is excellent and has only a positive effect on Foerster’s music. Even if one should not expect the tonal quality of a top orchestra, the Osnabrück Symphony Orchestra plays with tonal beauty and transparency and consequently satisfy even the most critical listener.