Gluck: Reigen seliger Geister aus Orphée et Eurydice; Massenet: Meditation aus Thaïs; Saint-Saëns: Introduction & Rondo capriccioso op. 28; Mon coeur s'ouvre à ta voix aus Samson et Dalila; Tchaikovsky: Pas de deux aus Der Nussknacker op. 71; Waxman: Carmen-Fantasie; Wieniawski: Polonaise de Concert op. 4; Légende op. 17; Faust-Fantasie op. 20; Bomsori Kim, Violine, NFM Wroclaw Philharmonic Orchestra, Giancarlo Guerrero; 1 CD Deutsche Grammophon 4860788; Aufnahme 12.2020, Veröffentlichung 06.2021 (72'07) – Rezension von Uwe Krusch
Die junge koreanische Geigerin Bomsori Kim ist bisher positiv damit aufgefallen, dass sie ihre Darstellungen mit sehr persönlicher interpretatorischer Sicht angeht, ohne deswegen mit Manierismen oder sonst negativ auffällig zu werden. Bei ihr darf man sich immer darauf freuen, dass sie nicht nur mit technischer Bravour überzeugt. Das gilt auch für ihre aktuelle Einspielung von Stücken, die man gerne in die Kategorie virtuos denkt.
Dabei hat sie bei der Auswahl beispielsweise mit der Meditation aus Thaïs von Massenet oder dem Pas de deux von Tchaikovsky durchaus auch ruhige Werke eingemischt, die mehr die Gestalterin als die Artistin fordern. Und auch da entwickelt sie eigene Ideen, die sie überzeugend ans Ohr bringt. Dagegen stehen etwa Introduction et Rondo capriccioso von Camille Saint-Saens auf der Seite der technisch hochanspruchsvollen Kompositionen, so dass sie auch diese Seite grandios bedient.
Wenn man denn etwas anmerken mag, dann ist es allenfalls die Auswahl, die sich zum größten Teil auf so bekannte wie häufig gespielte Werke beschränkt. Einzig mit Mon coeur s’ouvre à ta voix aus Samson et Dalila von Saint-Saëns und vielleicht noch der Faust-Fantasie von Wieniawski gibt es nicht ganz so oft zu hörende Stücke im Programm. Andererseits, will man es jungen Künstlern verdenken, dass sie diese Visitenkarten versenden? Zumal, wenn es so gut gelingt wie bei Bomsori Kim.
Das Orchester aus Wroclaw zeigt sich mit dem Dirigat von Giancarlo Guerrero ebenfalls in guter Form und begleitet ebenso aufmerksam wie selbstbewusst die Solistin, ohne ganz an die Brillanz anderer Ensembles heranzureichen. Aber das schlägt eigentlich nicht zu Buche, steht doch in diesen Werken das Solo im Vordergrund. Das ist hier auch aufnahmetechnisch umgesetzt, ohne deswegen einen klanglichen Graben zwischen den Beteiligten zu schaffen. Insofern darf man von einem rundum gelungenen Einstand von Bomsori Kim bei ihrem neuen Label Deutsche Grammophon sprechen und noch weitere wunderbare Aufnahmen erwarten.
The young Korean violinist Bomsori Kim has so far convinced with technical bravura in performances with a very personal view without mannerisms. This also applies to her current recording of pieces from the virtuoso category.
In her selection, for example, with the Meditation from Thaïs by Massenet or the Pas de deux by Tchaikovsky, she has also mixed in quiet works convincingly played with own ideas. In contrast, the Introduction and Rondo capriccioso by Camille Saint-Saens are on the side of the technically highly demanding compositions, and she also serves this side grandiosely. If there is anything to be criticized, it is at most the selection, which for the most part is limited to well-known and frequently played works. Only, also by Saint-Saëns, with Mon coeur s’ouvre à ta voix from Samson et Dalila and perhaps the Faust Fantasy by Wieniawski are there pieces in the program that are not heard quite so often. On the other hand, can one blame young artists for sending out these calling cards? Especially when they succeed as much as Bomsori Kim did.
The orchestra from Wroclaw of the National Forum of Music is in good form with conductor Giancarlo Guerrero and accompanies the soloist as attentively as confidently, without quite reaching the brilliance of some other ensembles. But that doesn’t really matter, since in these works the solo is in the foreground. This is also realized in the recording, without creating a sound gap between the participants. In this respect, one can speak of an all-around successful debut of Bomsori Kim with her new label Deutsche Grammophon and expect even more wonderful recordings.
Ein vielversprechendes Debut
Inspiriertes Duo von zwei jungen Künstlern