Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 + Walzer für Klavier vierhändig, op. 39; Emmanuel Despax , Miho Kawashima, Klavier, BBC Symphony Orchestra, Andrew Litton; 1 CD Signum Records SIGCD666 Aufnahme 02 + 07.2020, Veröffentlichung 02.07.2021 (87'23) –Rezension von Remy Franck
Die ersten Eindrücke im Brahms-Konzert werden unweigerlich vom Orchester und dem Dirigenten geprägt. Litton dirigiert emphatisch, breit und wuchtig, freilich, ohne die Musik schwerfällig werden zu lassen. Den Forte-Stellen mit ihrer breiträumigen Architektur stellt er in den langsamen Teilen charmant Ziseliertes gegenüber.
Im Franzosen Emmanuel Despax hat der Dirigent einen soliden Partner, der seinen Intentionen genau folgt. Er zeigt eine Klangsensibilität, die über das reine Engagement hinausgeht und beeindruckt mit einer Fingerfertigkeit, die sein Spiel sehr klar werden lässt.
Der erste Satz ist entsprechend kraftvoll und dramatisch, ohne aber über die Normalität einer guten Aufführung hinauszugehen. Das Adagio spielt Despax nicht besonders langsam, aber es wirkt dennoch gedehnt und überakzentuiert, so dass der natürliche Fluss der Musik weitgehend verloren geht. Der letzte Satz wird schwungvoll und klar formuliert, wiederum ohne besonders bemerkenswert zu sein, trotz kraftvoller Virtuosität des Pianisten.
Die Interpretation der Walzer op. 39 ist fantasievoll und fein diversifiziert. Während andere Interpreten auf den Effekt der Virtuosität setzten, betonen Emmanuel Despax und Miho Kawashima den tänzerischen Charakter der Musik, ohne allerdings jenen Grad an kongenialem, flüssigem und charismatischem Musizieren zu erreichen, mit denen uns Hélène Mercier und Cyprien Katsaris in diesem Repertoire begeistert haben.
First impressions in the Brahms Concerto are inevitably shaped by the orchestra and the conductor. Litton conducts emphatically, broadly and powerfully, admittedly without ever making the music seem ponderous. He contrasts the forte passages, with their broad architecture, with charming fine passages in the slow sections.
In the Frenchman Emmanuel Despax, the conductor has a solid partner who follows his intentions exactly. He shows a sensitivity that goes beyond mere commitment and impresses with a dexterity that makes his playing very clear.
The first movement is appropriately powerful and dramatic, but without going beyond normality in a good performance. Despax does not play the Adagio particularly slowly, but it still seems stretched and over-accented, so that the natural flow of the music is largely lost. The last movement is sweeping and clearly articulated, again without being particularly remarkable, despite powerful virtuosity of the pianist.
The interpretation of the Waltzes, Op. 39, is imaginative and finely diversified. While other performers focused on the effect of virtuosity, Emmanuel Despax and Miho Kawashima emphasized the dance-like character of the music without, however, achieving that degree of congenial, fluid and charismatic music-making with which Hélène Mercier and Cyprien Katsaris delighted us in this repertoire.