Vom Brahms-Requiem gibt es etliche großartige Einspielungen: Klemperer, Furtwängler, Karajan, Giulini und Abbado. Nun, diese Neueinspielung mit dem ‘Brussels Philharmonic’ kann sich mühelos neben diese legendären Einspielungen setzen.
Der Dirigent Hervé Niquet versteht es, die Klangmassen des Brahms-Requiems aufzulichten und einen sehr schlanken, transparenten Klang zu erzielen, dem es aber nicht an dem nötigen Bassfundament fehlt. Niquet braucht für seine Interpretation nur 51 Minuten, das sind 22 (!) weniger als beispielsweise Giulini oder Abbado. Und trotzdem wirkt Niquets Interpretation an keiner Stelle zu schnell.
Dank der exzellenten Klangtechnik, dem zweiten Plus dieser Produktion, geht Niquets Rechnung hundertprozentig auf, denn auch der Flämische Radio Chor – der dritte Pluspunkt – wird sehr natürlich eingefangen und begeistert mit einem wunderschönen Gesang. Die Spielkultur des ‘Brussels Philharmonic’ und der Gesang des Flämischen Radiochors machen einfach nur Freude. Zudem achtet Niquet sehr auf Textverständlichkeit und erlaubt seinen Sängern auch dramaturgische Kunstgriffe.
Der griechische Bariton Tassis Christoyannis bietet eine exzellente Interpretation und eine makellose Stimmführung, während man sich an den leichten, soubrettenhaften Sopran von Lore Binon erst gewöhnen muss. Allerdings passt diese glasklare, feine Stimme hervorragend zu Niquets Konzept.
Interpretatorisch wirkt diese Aufnahme des Deutschen Requiems wie aus einem Guss, bietet einerseits transzendente Schönheit, aber andererseits auch wiederum ein sehr spannungsgeladenes, ja zum Teil sogar sehr dramatisches Musizieren. Eine Einspielung mit Referenzcharakter!