Die Gegenüberstellung etwa von Quartetten von Beethoven mit späteren Werken zur Prüfung der Entwicklung der Gattung ist ein bekanntes Verfahren. Bei Klaviertrios ist dieses weniger üblich. Das Feininger Trio aus Mitgliedern der Berliner Philharmoniker geht diesen Weg anhand der drei Trios von Brahms, die in diesem Metier Maßstäbe setzen und stellt sie jüngeren Wiener Komponisten gegenüber. Neben der Anknüpfung an Brahms sind biographische Ähnlichkeiten zwischen Korngold, Krenek und Zemlinsky in ihren frühen Jahren Kriterien der Auswahl. Für das dritte Trio von Brahms haben sie das von Alexander Zemlinsky ausgewählt. Speziell Zemlinsky und Brahms kannten sich und der Jüngere genoss die Unterstützung des älteren, wenn er auch nicht sein Schüler war.
Der Beitrag von Zemlinsky ist eher als Klarinettentrio bekannt, das er 1896 bei einem Wettbewerb einreichte, die die Verwendung mindestens eines Blasinstruments forderte. Doch auch in dieser Fassung gibt es insbesondere im dritten Satz für die Geige geeignete Entfaltungsmöglichkeiten.
2005 gegründet, hat das Trio seinen Namen von dem Maler, Grafiker und Mitbegründer des Bauhauses, Lyonel Feininger, weil sich sein Berliner Atelier nahe des Probenortes des Trios befand. Die Musiker kennen sich seit ihrer Studienzeit. Ihre anderweitig gesammelte kammermusikalische Erfahrung bündeln sie nun zum gemeinsamen Musizieren. Dabei bieten die Resultate ihres Spiels immer wieder Genuss höchster Güte. Das romantische Repertoire von Brahms und Dvorak ist ihnen seit Anbeginn vertraut und so verwundert es nicht, wenn sie hier das dritte Trio mit schlafwandlerischer Sicherheit darbieten. Doch diese Sicherheit bedeutet keine Gelassenheit oder Lässigkeit im Umgang mit diesem Werk, sondern vielmehr fördert es die nicht nachlassende Vertiefung in diese Musik, um ihr immer wieder neue Aspekte zu entlocken. Mit auf äußerst elegante Art und schöne Tongebung bedachtem Ansatz legen sie die Basis, um eine dramaturgisch intensive Musik zu gestalten.
Für das dem Stil Brahms nachgehende Trio von Zemlinsky bietet sich eine gleichartige Umsetzung an, die sie ebenso makellos umsetzen. Auch hier setz en sie sich für einen gut durchhörbaren und zugleich einheitlichen Ensembleklang ein, der den Gesamtklang vor dem Individuum in den Mittelpunkt stellt. Damit zeigen sie, dass dieses Werk auch mit der Geige statt der Klarinette ein veritables Stück ist. Da auch die Technik der Aufnahme keine Wünsche offen lässt, reihen sie ihrer Diskografie einen weiteren Edelstein hinzu.
The comparison of, for example, quartets by Beethoven with later works in order to examine the development of the genre is a well-known procedure. This is less common with piano trios. The Feininger Trio, made up of members of the Berlin Philharmonic, takes this approach with the three trios by Brahms, which set standards in this repertoire, and opposes them to younger Viennese composers. In addition to the connection to Brahms, biographical similarities between Korngold, Krenek and Zemlinsky in their early years are criteria for the selection. For the third trio by Brahms, they chose the trio by Alexander Zemlinsky. Specifically, Zemlinsky and Brahms knew each other and the younger enjoyed the older’s support, even if he was not his student.
Zemlinsky’s contribution is better known as a clarinet trio that he submitted to a competition in 1896. This competition called for the use of at least one wind instrument. But even in this version there is suitable development for the violin, especially in the third movement.
Founded in 2005, the trio takes its name from the painter, graphic artist and co-founder of the Bauhaus, Lyonel Feininger, because his Berlin studio was located near where the trio rehearses. The musicians have known each other since their student days. They now combine their long chamber music experience to make music together. The results of their playing are always a pleasure of the highest order. The romantic repertoire of Brahms and Dvorak has been familiar to them since the beginning, and so it is not surprising that they present the third trio with somnambulistic certainty. But this certainty does not mean serenity or nonchalance in dealing with this work, but rather it promotes the never-ceasing immersion in the music, in order to elicit new aspects from it again and again. With an extremely elegant approach and beautiful tone, they lay the foundation for creating dramaturgically intense music.
For the Trio by Zemlinsky, which follows the style of Brahms, a similar realization offers itself, which they realize just as flawlessly. Here, too, they are committed to an ensemble sound that is both easy to hear and unified, putting the overall sound before the individual. Thus they show that this work is a veritable piece even with the violin instead of the clarinet. Since the technique of the recording also leaves nothing to be desired, they add another gem to their discography.