Dass er ein genuiner Brahms-Interpret ist, braucht der Brite Jonathan Plowright nicht mehr zu beweisen. Diese CD ist daher eine überzeugende Bestätigung. Die Clara Schumann gewidmete Zweite Sonate, die mitten in die Arbeit der erst ein Jahr später beendeten Ersten Sonate fiel, hat andere Pianisten zu rein auf Virtuosität ausgerichteten Interpretationen geführt. Plowright aber differenziert das hoch komplexe Werk sehr gut und bringt dessen zarte und zum Teil auch melancholischen Stimmungen sehr gut zum Ausdruck.
Nach den mit viel Raffinement und aber auch der von Brahms angesprochenen ‘Wärme’ gespielten Variationen op. 21 Nr. 1 folgen die ‘Drei Intermezzi’ op. 117, ein Alterswerk, in dem Brahms nicht mehr der ungezogene Junge ist, als den er sich in bezug auf das Opus 21 bezeichnete, sondern ein melancholischer alter Mann. Interessant ist, dass Plowright nicht die schwermütige Seite unterstreicht, sondern vor allem die Poesie dieser Stücke deutlich werden lässt, und dabei doch den von Brahms abgestrittenen Schlummerlied-Charakter vermeidet. Plowrights Interpretationen haben, fern vom Pessimismus, den man hier schon gespürt hat, etwas Abgeklärtes, das sie sehr bezaubernd und eigentlich wunderschön werden lässt.
Die CD endet mit dem Scherzo op. 4, das dem Pianisten noch einmal die Gelegenheit zu mehr Energie und Virtuosität gibt. Das ist Kraft mit vielen Nuancen und ohne jeden harschen Ton.
Jonathan Plowright confirms that he is a major Brahmsian today. His playing, though virtuosic and energetic wherever it is needed, convinces by its subtlety and beauty, especially in the very serene but never pessimistic Opus 117.