Diese Wiederveröffentlichung von einzeln erschienen CDs in einer Box umfasst die Volumes 10-15 der Beethoven-Gesamtaufnahmen des niederländischen Fortepianisten Ronald Brautigam. Die Fortepianos, die Brautigam spielt, sind Kopien, die Paul McNulty nach Instrumenten von Walter& Sohn bez. Conrad Graf hergestellt hat.
Es sind also keine alten Instrumente, sondern neue, sehr solide, an denen nicht der Zahn der Zeit genagt hat, sondern die wohl so klingen, wie zu Beethovens Zeit ein erstrangiges neues Fortepiano klang.
Die Aufnahmen entstanden auch nicht in einem kleinen Raum, sondern sie haben Konzertsaal-Atmosphäre. All das trägt wesentlich zum Eindruck bei, den man hier gewinnt.
Das wichtigste Element ist natürlich einmal mehr das Spiel Ronald Brautigams. Der niederländische Pianist zeigt sich primär nicht als historisierend agierender Musikwissenschaftler, sondern als frei gestaltender Künstler. Das ergibt sehr persönliche und unglaublich spannende Interpretationen mit einer Dynamik, die ein genuin richtiges Atmen und hundertprozentig zutreffende Tempi sowie eine ungeahnte Ausdrucksvielfalt beinhalten.
Besonders hervorzuheben ist, dass Brautigam die Variationen über Venni Amore, die 13 ‘Variationen über Es war einmal ein alter Mann und die 12 Variationen über das Menuett à la Vigano und andere wenig gespielte Werke trotz ihres geringen Bekanntheitsgrades keineswegs als minderwertige Stücke ansieht und sie dann unnötigerweise dramatisch aufmöbelt, sondern sie einfach sehr geschmackvoll und lebendig interpretiert.
Brautigams Interpretation der Diabelli-Variationen ist leicht und fein artikuliert. Vieles wird tänzerisch, manches klingt recht verschmitzt, wenn nicht sogar direkt humorvoll. Insgesamt ist diese Aufnahme unaufgeregt und sehr locker.