In ihren soeben erschienenen Memoiren « Komm’ aus dem Staunen nicht heraus » (Beck Verlag, München) berichtet die Mezzosopranistin Brigitte Fassbaender auch über Proben von Massenets Werther mit Placido Domingo, 1978 am Münchner Nationaltheater. Geschrieben wurde das Buch längst ehe die Vorwürfe mehrerer Sängerinnen gegen Domingo öffentlich wurden.
Im Buch ist zu lesen: « Domingo war verschrien als unermüdlicher Frauenheld, er flirtete mit jedem weiblichen Wesen, das ihm unter die Finger kam. Vor seinen Avancen war keine sicher. (…) Seine fruchtlosen Bemühungen um mich während der Proben müssen für ihn, den in jeder Beziehung Erfolg Gewohnten, ziemlich anstrengend gewesen sein ». Sie ging wohl manchmal mit ihm ins Restaurant, doch darauf begrenzte es sich auch. Jedoch: « Gegen die Kussszene in Werther, die er jedes Mal triumphierend ausnutzte, konnte ich mich auf offener Bühne nicht wehren. »
Schlimmer sei allerdings der Dirigent Georg Solti gewesen, der sie beim Kino-Besuch befummelte. « Ein krasser Fall von Machtausnutzung“, schreibt Fassbaender.