Mieczyslaw Karlowicz: Symphonische Dichtungen (Wiederkehrende Wellen + Ewige Lieder + Litauische Rhapsodie + Ouvertüre: Weißes Täubchen; Royal Philharmonic Orchestra, Grzegorz Nowak; 1 CD RPO SP 052; Aufnahme 02/2015, Veröffentlichung 04/2017 (66:42) – Rezension von Uwe Krusch

Der nahe Vilnius geborene Mieczyslaw Karlowicz erlebte zunächst mit seinen Eltern und später auch als Erwachsener viele Ausbildungsjahre und Stationen in verschiedenen Städten Europas. Eine längere Periode um die Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert verblieb er in Warschau, reiste wieder und fand sein letztes Domizil in Zakopane in der Hohen Tatra.

Seine Rolle in der Gruppe ‘Junges Polen’ mit Szymanowsky, Rozycki und Fitelberg hätte wohl beachtlicher sein können, wäre er nicht jung bei einem Lawinenabgang verschüttet worden.

Mit den spät komponierten sechs symphonischen Dichtungen, die den Hauptanteil der vorliegenden Aufnahme ausmachen, ist der Teil seines Werkes umrissen, der ihm die größte Beachtung auch heute noch einbringt, wenn auch andere Werke, wie die Ouvertüre zu dem Drama ‘Weiße Taube’ und das Violinkonzert gelegentlich aufgeführt werden.

Die Ouvertüre ist sowohl von der mit Bassklarinette, Kontrafagott, Tuba und Schlagwerk erweiterten Standardbesetzung her als auch von der musikalischen Gestaltung unschwer als seinen bewunderten Vorbildern, Wagner und Richard Strauß, nachempfunden. Die Dramatik des Dramas und der Elan des Komponisten führen zu einer kraftvollen Musik.

Die Meereswellen der ‘Wiederkehrenden Wellen’ sind für Karlowicz sowohl ein Faszinosum an sich als auch eine Metapher für die Rückblicke eines Mannes auf verpasste Momente im Leben und erklären so leicht Pathos und Überhitzung der Komposition.

Die ‘Ewigen Lieder’, wiederum nur mit Andeutungen der dahinter stehenden Gedanken überliefert, spielen auf die ewige Wahrheit des Lebens und eine höhere Existenz an. Die Kompositionen bilden Brücken zu ähnlichen Werken wie die Scriabins Bildwelten, Strauß‘ Tod und Verklärung und Schönbergs Verklärte Nacht.

In der Tondichtung ‘Litauische Rhapsodie’ gelingt es ihm glänzend, in fünf Abschnitten die Stimmungen der Seele der Heimat seiner Kindheit einzufangen.

Im ‘Royal Philharmonic Orchestra’, einem der führenden englischen Orchester entstehen unter der Stabführung von Gregorz Nowak kraftvolle leuchtende Tongemälde, die die Qualitäten der Kompositionen deutlich machen. Diese Aufnahme ist eine Aufforderung, sich dieser wunderbaren Musik öfter zu widmen.

Symphonic poems by Mieczyslaw Karlowicz show the composer at his highest artistic level. The RPO’s performances of this highly attractive music are absolutely brilliant.

 

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