Die aus Kazan, der Hauptstadt der russischen Republik Tatarstan, stammende Sopranistin Aida Garifullina (*1987) stellt sich auf ihrer ersten CD mit zwei westlichen Arien (Delibes’ Glöckchenarie und Gounods ‘Ah! Je veux vivre dans ce rêve’) sowie russischen Arien und Liedern vor. In den beiden genannten Arien zeigt sie, was sie ist: eine prächtige, virtuose Koloratursopranistin. In beiden Arien kümmert sie sich kaum um Text und Charakter der Figuren, sondern schmettert Notengirlanden aus ihrer Kehle an die Ohren der Zuhörer, brillant und voller Kraft, und wenn man etwas verspürt, dann ihre eigene Freude am eigenen Gesang.
Dieser Eindruck verändert etwas sich im russischen Teil, wohl weil sie hier besser begreift, was hinter den Noten steht, aber Glanz und Glamour – also eigentlich Show – vermeidet sie auch hier nicht. Was bleibt ist vor allem Temperament und die Begeisterung singen zu können.
Technisch singt Garifullina hervorragend, und ihr Charisma sorgt auch dafür, dass die eigene Begeisterung auf den Hörer überspringt. Wer also Freude am Vokalen hat, wird hiermit glücklich. Wer mehr verlangt, wer von der Juliette jugendliche Naivität hören will und in der Glöckchenarie mehr emotionalen Flair, der kann nur hoffen, dass die Sängerin ihre stupenden vokalen Fähigkeiten einmal mit künstlerischem Background und charakterbezogenem Interpretieren, mit mehr Farben auch, wird verbinden können.
Die Aufnahmetechnik hat die Stimme sehr in den Vordergrund gestellt, das Orchester spielt im Hintergrund und bleibt etwas matt.