Ein zu Recht begeistertes Publikum feierte gestern Abend in der Warschauer Philharmonie die Musiker der ‘Sinfonia Varsovia’, den Dirigenten Krzysztof Urbanski sowie Julian Rachlin, Claudio Bohórquez und Hinrich Alpers bei einem ausverkauften Konzert, mit dem das diesjährige Beethoven Festival offiziell eröffnet wurde. Festival-Direktorin Elzbieta Penderecka unterstrich in ihrer Begrüßungsrede, das Festival sei jetzt 18 und damit großjährig, aber ihr Kind sei immer noch abhängig von Sponsoren und insbesondere vom polnischen Kulturministerium sowie von der Stadt Warschau. Deren Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz bekräftigte diese Unterstützung in ihrer Ansprache und erklärte anschließend das Festival für eröffnet.
Für mich war das Konzert vor allem die erste Begegnung mit Krzysztof Urbański, von dem ich viel Gutes gehört, ihn aber weder live noch in Aufnahmen erlebt hatte. Hatte ich mir nicht zuletzt aufgrund einiger Photos einen Feuerkopf erwartet, musste ich diese Annahme revidieren.
Der Chefdirigent des ‘Indianapolis Symphony Orchestra’, des ‘Trondheim Symfoniorkester’ und ‘Principal Guest Conductor’ des ‘Tokyo Symphony Orchestra’ ist genau das Gegenteil von einem Feuerkopf, er ist das Gegenstück zu einem Gustavo Dudamel. Er nahm sich in allem drei Werken die er dirigierte, mit moderaten Tempi Zeit für die Musik. Er gab ihr so die Chance, sich natürlich zu entwickeln und eine maximale Sonorität und Ausdruckskraft zu erlangen. Er dachte immer alles im Zusammenhang und leitete keine Steigerung ein, ohne an das zu denken, was folgte. Das zeigten eine gut geatmete Tondichtung ‘Don Juan’ von Richard Strauss, die sehr nahe am Programm blieb, und vor allem auch eine in mancher Hinsicht bewegende Neue Welt-Symphonie von Antonin Dvorak. Urbanskys sehr präzises Dirigieren – er dirigierte übrigens ohne Partitur – machte dabei Klangfiguren hörbar, die sonst nicht so deutlich werden.
In Ludwig van Beethovens Tripelkonzert op. 56 brillierten ganz besonders die beiden sehr kammermusikalisch und immer im Dialog aufeinander eingehenden Streicher Bohórquez und Rachlin, wobei mir der Cellist mit seinem betörenden Ton sehr gut gefiel und Rachlin, weil er seinen silbrigen Geigenklang rhetorisch sehr differenzierte, um seinen Interventionen mal mehr, mal weniger Gesicht zu geben. Hinrich Alpers blieb dabei nicht ausgeschlossen, auch wenn er mit dem Rücken zu den anderen Solisten keinen Augenkotakt machen konnte.
Ein brillantes Eröffnungskonzert also, das gleich am ersten Tag des Warschauer Beethoven-Festivals die Messlatte sehr hoch legte. Remy Franck