Die irische Mezzosopranistin Tara Erraught wurde nach ihrem Auftritt als Octavian der Glyndebourne-Produktion des ‘Rosenkavaliers’ in allen wichtigen britischen Zeitungen kritisiert, weil sie den Kritikern wegen ihrer Leibesfülle als Fehlbesetzung in der Rolle des jungen Liebhabers vorkam. Das äußerte sich in Feststellungen wie « unbelievable, unsightly and unappealing », (The Times) « dumpy » (The Independent) oder « intractable physique » (The Daily Telegraph).
Diese Kritiken entfachten einen Proteststurm vornehmlich von Opernsängerinnen der anglophonen Welt, die, wie z.B. die britische Sopranistin Elizabeth Meister, sich dagegen aussprachen, Figur und Rolle zu vermischen: « What on earth does your body size have to do with how well you can sing? »
Als bestes Argument wurde in der Debatte der Tenor Luciano Pavarotti angeführt. Doch er war ein Mann, Erraught ist eine Frau. Ist das Geschlecht hier ein Maß der Dinge? Die Kritiker, deren Opfer Tara Erraught wurde, waren Männer. Erstaunlicherweise haben auch nur Sängerinnen mit Kommentaren reagiert…