Mit dieser Einspielung von Bruckners Dritter Symphonie bei Atma Classique, bestätigt Yannick Nézet-Séguin einmal mehr, welch guter Bruckner-Dirigent er ist. Er dirigiert die Erstfassung, die voll mit Wagner-Zitaten ist und zu Bruckners Lebzeiten überhaupt nicht aufgeführt wurde. Publikum wie Dirigenten zogen lange Zeit die kürzeren Fassungen vor. Die Urfassung wurde freilich auch erst 1977 veröffentlicht. Am schwierigsten zu bewältigen sind in der Fassung von 1873 wohl die unzähligen Starts und Stopps sowie die Pausen, durch die das Werk leicht auseinander brechen kann. Gerade mit diesen Pausen aber, die er sehr gut handhabt, gibt Nézet-Seguin dem Werk die richtige Bedeutung. Die ‘Misterioso’-Stimmung des ersten Satzes trifft er in bewegender Art, das Adagio klingt feierlich, aber nicht pathetisch, und das Scherzo leicht und beschwingt, ohne je bombastisch zu wirken – und das obschon die Blechbläser des ‘Orchestre Métropolitain’ ganz schon kräftig und frisch blasen. Ohne Schwulst, ohne geschwollene Sprache wird auch das Finale mit packender Expressivität vorgeführt.
Das Orchester spielt mit großer Souveränität, und die Tonaufnahme ist trotz ‘weicher’ Konturen, räumlich und ausgewogen.
Yannick Nézet-Séguin’s account of Bruckner’s Third Symphony (in its first version from 1873) shows the Canadian as a very mature and efficient conductor. The orchestral playing is excellent, the recorded sound rich and spacious.