Anton Bruckner: Symphonie Nr. 7 (arrangiert für Kammerensemble); Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4 (Arr. für Kammerensemble von Erwin Stein); Christiane Oelze, Sopran, Thomas Christian Ensemble; 2 CDs MDG 603 2127-2; Aufnahmen 05/2004, Veröffentlichung 09/2020 (115'18) - Rezension von Remy Franck
MDG vereint zwei ältere, bereits einzeln veröffentlichte Aufnahmen mit Reduktionen großer Symphonien für Kammerensemble.
Bruckners Siebte wurde von drei Schülern Schönbergs gemeinsam bearbeitet. Der erste und dritte Satz sind weitgehend Hanns Eislers Werk, während Erwin Stein das Adagio und Karl Rankl das Finale transkribierten. Das Resultat ist beachtlich, auch wenn die orchestralen Klangfarben, die gewaltigen Orchestermassen und generell die harmonischen Stimmungen aus dem Originalwerk fehlen. Doch das kleine Ensemble hebt dafür viele Details hervor und lenkt das Ohr immer in Richtungen, die man nicht unbedingt erwartet hatte. Die Solisten des Thomas Christian Ensembles spielen hervorragend.
Nicht weniger interessant ist die bereits mehrmals eingespielte Fassung, die Erwin Stein von Mahlers Vierter Symphonie erstellte.
Ich will nicht sagen, ein Orchester könne diese kammermusikalische Souplesse nicht erreichen, die uns das Thomas Christian Ensemble hier bietet, aber ganz allgemein gesehen, glaube ich, trifft diese Feststellung doch zu. Das kleine Ensemble kann so manches überspitzt und schräger darstellen, was im Orchester so nicht herauskommen würde, kann eine größere Spontaneität und vor allem auch eine andere Sensualität erreichen.
Und so kommt Mahlers zerrissene Seelenwelt denn in dieser Interpretation sehr gut zum Ausdruck, weil in dieser Symphonie eigentlich nichts ist, wie es zu sein scheint. Jede Idylle entsteht neben einem Abgrund oder unter einem Felsschlag, und die seltsame Instrumentenkombination mit Streichquintett, Holzbläsern, zwei Klavieren, Harmonium und Schlagzeug kann das Unerwartete in der Musik eigentlich nur noch unterstreichen. Der Kontrast zwischen Ensemble und der warmherzigen Stimme von Christiane Oelze lässt den 4. Satz zum unvergesslichen Höhepunkt werden.
MDG combines two older, already individually released recordings with reductions of large symphonies for chamber ensemble.
Bruckner’s Seventh was arranged jointly by three of Schönberg’s students. The first and third movements are largely Hanns Eisler’s work, while Erwin Stein transcribed the Adagio and Karl Rankl the Finale. The result is remarkable, even if the orchestral timbres, the enormous orchestral masses and generally the harmonic moods from the original work are missing. But the small ensemble emphasizes many details for this and always directs the ear in directions one did not necessarily expect.
The performance of the Thomas Christian Ensemble is superb.
No less interesting is the version of Mahler’s Fourth Symphony by Erwin Stein which has already been recorded several times.
I don’t mean to say that an orchestra cannot achieve the chamber-musical souplesse of the Thomas Christian Ensemble offers us here, but generally speaking, I believe that this statement is correct. The small ensemble is able to present many things in an exaggerated and weird way, which would not be possible in an orchestra, and can achieve a greater spontaneity and above all a different sensuality.
And so the state of Mahler’s torn soul becomes very obvious, because in this symphony nothing is as it seems to be. Every idyll is created next to an abyss or under a threatening rockfall, and the strange instrumental combination with string quintet, woodwinds, two pianos, harmonium and percussion can only underline the unexpected in the music. The contrast between the ensemble and the warm voice of Christiane Oelze makes the 4th movement an unforgettable climax.