Es ist erstaunlich, wie viele hervorragende und doch so grundverschiedene Aufnahmen der Neunten Bruckner es auf Tonträgern gibt. Jakub Hrusas Interpretation ist in das sehr große Spitzenfeld einzureihen, denn sie liefert eine ganz persönliche, schlüssige Deutung dieses Werkes.
Die Bamberger Symphoniker reagieren sehr sensibel auf Hrusas Dirigieren, das im ersten Satz mit bedeutungsvollen Hornrufen gleich eine starke Atmosphäre schafft.
Aufs Ganze gesehen, geht Hrusa einen andren Weg als so mancher seiner Kollegen, die zupackender, mit scharfen Kontrasten und Akzenten sowie viel nervöser dirigieren.
Bei Hrusa ist Bruckner gefasst und selbstbewusst, und der Dirigent zeigt ihn als Sänger, als Mystiker, der zwar noch sucht, aber auch findet, fragend und vor allem sehnsuchtsvoll nach dem Höheren strebt.
Hrusas umsichtige Schichtung und Formung, seine verdichtende Opulenz und hymnisches Aussingen herbeiführende Gestik zeigt, wie nahe Verunsicherung und Entzückung beieinander liegen.
Scherzo und Trio erklingen in einer Art erlöster Rhythmik mit einem Schuss Heiterkeit. Das Adagio ist dann nur noch purer Gesang mit viel Erschöpfung und Resignation, der, wie es Decsey formulierte, alle geschleppten Bürden der Vergangenheit vereint und den Abschied vom Leben bedeutet, wie der Komponist selber sagte. Hrusa lässt den Schmerz sehr eindringlich werden, streckenweise regelrecht bohrend, mit manchmal grellen Tönen, die wie Selbstkasteiung klingen, und seine Bamberger singen den reich diversifizierten Abschiedsgesang total ergreifend.
It is astonishing how many outstanding and yet so fundamentally different recordings of Bruckner’s Ninth there are. Jakub Hrusa’s is one of the very best, offering a very personal, coherent interpretation of this work.
The Bamberg Symphony responds very sensitively to Hrusa’s conducting, which immediately creates a strong atmosphere in the first movement with meaningful horn calls.
Overall, Hrusa takes a different approach than many of his colleagues, who conduct more forcefully, with sharp contrasts and accents, and much more nervously.
With Hrusa, Bruckner is composed and confident, and the conductor shows him as a singer, a mystic who is still searching, but also finding, questioning and above all longing for something higher.
Hrusa’s careful layering and shaping, his condensed opulence and hymn-like gestures show how close uncertainty and bliss are.
The Scherzo and Trio sound in a kind of redeemed rhythm with a dash of cheerfulness. The Adagio is then nothing but pure song with a great deal of exhaustion and resignation, which, as Decsey put it, unites all the burdens of the past and signifies a farewell to life, as the composer himself said. Hrusa makes the pain very insistent, at times almost piercing, with sometimes shrill tones that sound like self-mortification, and his Bambergers sing the richly varied farewell song in a very moving way.