Der polnische Dirigent Lukasz Borowicz führte im Juni 2017 im Berliner Konzerthaus Anton Bruckners ‘Missa solemnis’ und weitere Werke auf, die 1854 im Rahmen eines Gottesdienstes zur Einsetzung des Abtes Friedrich Mayer in St. Florian stattfand.
Auf diese Weise wird die ‘Missa solemnis’ in den Kontext ihrer Uraufführung gestellt, zusammen mit drei kleineren Werken von Johann Baptist Gänsbacher, Robert Führer und Joseph Eybler. In enger Zusammenarbeit mit der ‘Anton Bruckner Urtext Gesamtausgabe’, herausgegeben von Benjamin-Gunnar Cohrs, wurde das Notenmaterial für Bruckners ‘Missa solemnis’ exklusiv für dieses Konzert und die CD-Aufnahme angefertigt.
« Die Kombination aus wissenschaftlich fundierter Kenntnis, historisch-informierter Aufführungspraxis, der Verwendung historischer Instrumente sowie einer angemessenen Besetzungsgröße von Orchester und Chor öffnet uns die Türen zu einer vollkommen unbekannten musikalischen Welt, davon bin ich fest überzeugt. Unsere Berliner Aufführung wird den Auftakt einer neuen Ära in der Rezeption von Bruckners Chormusik markieren“, erklärt Lukasz Borowicz.
Für das Konzert hatte Cohrs vier weitere unbekannte Bruckner-Kompositionen vorbereitet, wovon zwei auf der CD zu hören sind, das ‘Tantum ergo’ und das ‘Magnificat’ aus dem Jahre 1852.
Unter der Leitung von Lukasz Borowicz musiziert die ‘Akademie für Alte Musik Berlin’ sehr gepflegt und mit federnder Klanglichkeit. Dem Orchester mangelt es nicht an rhythmischen Impulsen, der Klang ist kräftig konturiert. Großartig ist der RIAS Kammerchor, immer transparent und bestens ausbalanciert.
Borowicz dirigiert sehr differenzierend, so dass die einzelnen Stücke einen genuin richtigen Charakter bekommen, zwischen reflektiv und energisch drängend. Dabei bleibt auch die Expressivität nicht auf der Strecke. Gerade im Chor kommt es oft zu einem sehr bewegenden Gesang. Die Solisten sind aufs Ganze gesehen gut und engagiert bei der Sache.