Nach der Version von 1877 der zweiten Symphonie mit dem Bruckner Orchester Linz lässt Markus Poschner jetzt die Fassung aus dem Jahre 1872 mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien folgen.
Der mit ‘Ziemlich schnell’ bezeichnete erste Satz eilt hier auch wirklich nach vorne und man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass hier nicht nur schnell, sondern in manchen Momenten auch ein wenig gehuscht gespielt wird. Doch bietet die zügige Herangehensweise die Möglichkeit, den Satz frei von feistem Pathos frisch und nach vorne strebend vorzustellen. Etliche leise und dünn orchestrierte Stellen bieten immer wieder feine Sichten.
Auch im anschließenden Adagio fallen wieder einige einzelne Holzbläser herausstellende Augenblicke auf, die sonst nicht so klar zu vernehmen sind. Hier bieten Poschner und das Orchester der Musik auch die Möglichkeit, sich zu entfalten, ohne deswegen romantisch zu überziehen.
Scherzo und Trio, übrigens im gleichen Tempo vorgegeben, behalten mit einem zügigen, aber nicht überstürzten Tempo eine große Leichtigkeit, auch wenn die Blechbläser hier auftrumpfen dürfen. Das Trio, dann hier doch mit mehr Freiraum zu hören, bietet eine dezent ausgekostete Ruhezone im bewegten Umfeld, bevor das turbulente Scherzo zurückkehrt.
Das Finale, feierlich, etwas bewegt, rundet dann diese Aufnahme ab. Auch in diesem Satz bieten sich nochmals fast kammermusikalische Augenblicke, vor allem aber nach vorne drängende groß besetzte Passagen, die eindrucksvoll gespielt werden.
After the 1877 version of the Second Symphony with the Bruckner Orchestra Linz, Markus Poschner now presents the 1872 version with the ORF Radio Symphony Orchestra.
The first movement, marked ‘Ziemlich schnell’ (Pretty fast), really rushes forward here, and one cannot entirely avoid the impression that the playing is not only fast, but also a bit rushed in some moments. The brisk approach, however, offers the opportunity to present the movement in a fresh and forward striving manner, free from cowardly pathos. A number of quiet and thinly orchestrated passages offer repeated glimpses of beauty.
In the Adagio that follows, a number of individual woodwinds stand out again, which are otherwise not so clearly audible. Here, too, Poschner and the orchestra allow the music to unfold without overdoing it romantically.
The Scherzo and Trio, written in the same tempo, maintain a great lightness with a brisk but not rushed tempo, even if the brass are allowed to show off. The Trio, which is heard here with more freedom, offers a discreetly savored resting zone in a turbulent environment before the turbulent Scherzo returns.
The finale, solemn and somewhat agitated, rounds out this recording. This movement, too, offers almost chamber-music-like moments, but above all large-scale passages that push forward and are impressively played.