Der brasilianische Sopranist Bruno de Sá startet sein Programm mit der Arie No non cercar per ora…La gran vendetta ancora aus Luigi Cherubinis Il Mesenzio, re d’Etruria und zeigt nach dem Rezitativ temporeich und höchst virtuos sowie ohne Anstrengung mit schwindelerregender Höhe, was er kann. Nur wenn er tief hinunter muss, wird die Stimme manchmal unschön. Es gibt gelegentlich auch Töne, die im Eifer des Gefechts (ich meine der Koloraturen) etwas scharf klingen. Dafür zeigt er danach in Lungi da te mio bene aus Mozarts Mitridate, dass er nicht auf Show macht, sondern eine große Musikalität sein eigen nennt. Das zeigt sich in den Phrasierungen, einer phänomenalen Artikulation und einem schönen Lyrismus und vielen Klangfarben. Die Agilität und die gestochen klaren Koloraturen mögen es sein, die vordergründig begeistern, aber der einfühlsame Gesang in den ruhigen Teilen des Programms ist nicht weniger begeisternd.
Sá ist sicher ein großartiger Opernsänger und kann von kraftvoll-dramatisch bis honigsüß alle nötigen Phasen durchqueren. Darin ist er dieser Sopranist den Countertenören um etliches voraus.
Die künstlerische Leistung – auch die des wie immer exzellenten Wroclaw Baroque Orchestra ist also schon bemerkenswert. Weniger gut finde ich die Programmzustellung, auch wenn einige Weltersteinspielungen Interesse erwecken. Opernarien im Mix mit geistlicher Musik ist für mich kein schlüssiges Konzept. Aber, vielleicht kann man das ja angesichts dieser superben Stimme vergessen.
Brazilian soprano Bruno de Sá starts his program with the aria No non cercar per ora…La gran vendetta ancora from Luigi Cherubini’s Il Mesenzio, re d’Etruria and, after the recitative, shows what he is capable of in a fast-paced, highly virtuosic and effortlessly dizzying high register. Only in the lower register the voice sometimes becomes unpleasant. There are also occasional notes that sound a little sharp in the heat of the moment (I mean the coloratura). On the other hand, in Lungi da te mio bene from Mozart’s Mitridate, de Sá shows that he is not putting on a show but has great musicality.
This is evident in his phrasing, phenomenal articulation, beautiful lyricism and many tonal colors. It may be the agility and the razor-sharp coloratura that are superficially impressive, but the sensitive singing in the quieter parts of the program is no less inspiring. Sá is certainly a great opera singer and can traverse all the necessary phases from powerfully dramatic to honey-sweet. In this respect, this soprano is far ahead of the countertenors.
The artistic performance – including that of the as always excellent Wroclaw Baroque Orchestra – is therefore remarkable. I find the program less good, even if some world premiere recordings arouse interest. Opera arias mixed with sacred music is not a coherent concept for me. But perhaps that can be forgotten in view of this superb voice.