Rudolf Buchbinder ist heute der aufregendste ‘Middle-of-the-Road’-Interpret den ich kenne. Wenn er Beethoven spielt, gibt es keinen Exzess, nichts, was recherchiert wirken würde, nichts, was übertrieben wäre. Und dennoch ist er kein ‘akademischer’ Beethoven-Interpret, ganz und gar nicht! Buchbinders Beethoven lebt von feinem Rubato, geschmackvollen Akzentuierungen, kurz, von einem wunderbaren Raffinement und einer phänomenalen Rhetorik, einem perfekten und immer natürlich wirkenden Spannungsaufbau und -abbau, mit aufregenden Höhepunkten und hinreißender Serenität… Überhaupt ist es diese Natürlichkeit, diese stupende Nähe am Textgeist und die dennoch immer hoch sensible Souveränität, die Buchbinders Beethoven einmalig machen. Einmalig zeitlos, einmalig ‘richtig’.
Die jetzt bei C-Major anlaufende Gesamtaufnahme der Sonaten wurde 2014 im Mozarteum in Salzburg live aufgenommen. Pianistisch scheint der Pianist, dieser ersten Platte nach, ausgeglichener und klanglich weitaus besser zu sein als in den CD-Aufnahmen bei Teldec und bei RCA.
Die Kameraführung ist minimalistisch und letztlich etwas langweilig. Visuell wäre aus dem, was Buchbinder am Klavier macht, wesentlich mehr herauszuholen gewesen.