Georges Bizet: Carmen Suite Nr. 1 + Symphonie in C; Charles Gounod: Petite Symphonie pour vents; Scottish Chamber Orchestra, François Leleux; 1 CD Linn CKD 624; Aufnahme 2019, Veröffentlichung 13/03/2020 (63'30) - Rezension von Remy Franck
Wie buchstabiert kommt mir die Carmen Suite Nr. 1 vor, die François Leleux in einer unausgegorenen Aufnahme vorlegt. Die hellen Streicher klingen dünn und blutarm, die Bläser sind überbewertet. Das gilt auch für Bizets Symphonie, deren genuiner Charme sich so nicht entfalten kann. Leleux, selbst ein Bläser, geht viel zu interventionistisch vor und benachteiligt die Streicher in einem allzu detailreichen Klangbild, in dem man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Voll in seinem Element ist Leleux in der Petite Symphonie von Charles Gounod, die dieser 1885 für den Flötisten und Impresario Paul Taffanel komponierte. Das Spätwerk für 9 Bläser besteht einfach aus einem Harmonieensemble und einer einzigen Flöte. Diese Symphonie hat man wohl selten so leicht und lebhaft, so transparent und wohl balanciert gehört. Selbst das wunderschöne Andante Cantabile, quasi eine Arie für Flöte, bleibt frei von Pathos. Das macht 18 wunderbare Minuten in einer 63 Minuten langen CD.
François Leleux’s account of Bizet’s Carmen Suite No. 1 is highly irritating. The high strings sound thin and anaemic, the winds are clearly overrated. This also applies to Bizet’s Symphony, whose genuine charm cannot unfold. Leleux, himself a wind player, takes a far too interventionist approach and disadvantages the strings in an all too detailed sound.
But Leleux is very effective in Charles Gounod’s Petite Symphonie, composed in 1885 for the flutist and impresario Paul Taffanel. The late work is written for flute, 2 oboes, 2 clarinets, 2 french horns and 2 bassons. The performance is light and lively, transparent and well-balanced. Even the beautiful Andante Cantabile, quasi an aria for flute, remains free of any pathos. That makes 18 wonderful minutes in a 63 minute-CD.